Bild nicht mehr verfügbar.

Weiter keine guten Nachrichten vom heimischen Arbeitsmarkt.

Foto: apa/neubauer

Wien – Die Voraussetzungen dafür, dass die Konjunktur anspringt, sind eigentlich gut: Der Ölpreis ist niedrig, und der Euro ist schwach. Von diesem Umfeld sollten Konsumenten (Ersparnis an der Zapfsäule) und Unternehmen (mehr Exporte) gleichermaßen profitieren.

Doch die Wirtschaft in Österreich kommt nicht in Schwung. Das Einzige, was es gibt, sind optimistisch klingende Vorhersagen für das kommende Jahr. Die beiden Forschungsinstitute Wifo und IHS haben am Donnerstag ihre neue Wachstumsprognose vorgestellt. Das Wifo geht wie zuletzt im März davon aus, dass die heimische Wirtschaft heuer um 0,5 Prozent zulegen wird. Für 2016 rechnet das Institut mit plus 1,3 Prozent. Beim IHS geht man im Wesentlichen ebenfalls unverändert von 0,7 Prozent Wirtschaftswachstum heuer und 1,8 Prozent im kommenden Jahr aus.

Exporte kommen nicht vom Fleck

Ein großes Problem ist, dass die österreichische Exportwirtschaft derzeit nicht richtig vom Fleck kommt. Die Warenexporte sollen heuer laut IHS zwar um drei Prozent zulegen – das ist zu wenig, um einen klar positiven Wachstumsimpuls zu liefern.

Laut dem Wifo-Experten Stefan Schiman liegt dies allerdings nicht an einem generellen Wettbewerbsproblem der österreichischen Industrieunternehmen. Zuletzt hatte die Oesterreichische Notenbank davor gewarnt, dass die heimische Industrie bei ihrer "preislichen" Wettbewerbsfähigkeit verliert und deshalb Marktanteile abgibt. So leiden laut OeNB etwa Kfz-Zulieferbetriebe für die deutsche Produktion darunter, dass in Ungarn, Tschechien und der Slowakei billiger produziert werde.

Bei Industriegütern stark

Schiman widersprach am Donnerstag aber dieser Darstellung. Österreichs Firmen sind vor allem in der Erzeugung von Industriegütern stark. Insbesondere in Deutschland werden aktuell aber vor allem Konsumgüter nachgefragt – weshalb heimische Unternehmen vom Wachstum im Nachbarland nicht wie üblich profitieren können. Nicht nur die Exportschwäche, auch der schwache Inlandskonsum bremst vorerst weiter die Konjunktur.

Wifo-Chef Karl Aiginger und der wirtschaftspolitische Sprecher des IHS, Helmut Hofer, warnten deshalb unisono vor einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Laut Wifo dürfte die Arbeitslosenrate (nationale Definition) nach 8,4 Prozent im vorigen Jahr auf heuer 9,3 und 2016 dann weiter auf 9,6 Prozent klettern. Für eine Stabilisierung der Arbeitslosenquote ist das Wachstum bis 2016 zu gering, so die Analyse – Aiginger forderte deshalb neben Reformen auch mehr staatliche Investitionen in Forschung und Bildung. Ansonsten drohe Österreich seine Spitzenposition zu verlieren. (szi, 19.6.2015)