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Welcher Kandidat kann schon im eigenen Wolkenkratzer auf einer Rolltreppe ins Atrium fahren, um vor acht Sternenbannern und sehr viel Marmor zu verkünden, dass er sich um die Präsidentschaft bewirbt? Donald Trump (69) kann das. Und er legt Wert darauf, aller Welt mitzuteilen, war um er es kann. "Ich bin wirklich reich. Das ist die Eigenschaft, die Art des Denkens, die du für dieses Land brauchst."

Mancher seiner Rivalen wisse ja nicht einmal, wie man einen Saal fülle, lästert er. Oder dass in sommerlicher Hitze die Klimaanlage funktionieren müsse. Wie wolle man den "Islamischen Staat" besiegen, wenn man nicht einmal solche Sachen hinkriege?

"Rockin’ in the Free World" sorgt für Kontroverse

Im Trump Tower, einem Skyscraper an der Fifth Avenue, beste Lage in Manhattan, funktionierte die Klimaanlage. Nur bestand die Zuschauermenge größtenteils aus Touristen, die Trumps Werber, kostenlose T-Shirts verteilend, auf der Straße angesprochen hatten. Und dass der Hauptakteur zu Klängen von Neil Youngs Rockin’ in the Free World in die Arena trat, quittierte Neil Young mit einer Protestnote. Erstens habe ihn niemand um Erlaubnis gebeten, zweitens unterstütze er Bernie Sanders, den demokratischen Bewerber, ließ der Rockstar wissen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump zu Beginn einer Präsidentschaftskampagne ins Rampenlicht rückt. 1988 spielte er zum ersten Mal öffentlich mit dem Gedanken an eine Kandidatur, seitdem wiederholt sich dieses Spektakel mit schönster Regelmäßigkeit.

"Der größte Präsident, den Gott je schuf"

Der Mann ist nicht nur ein erfolgreicher Bauunternehmer, der sein Nettovermögen mit 8,7 Milliarden Dollar (7,7 Milliarden Euro) angibt, während das Magazin Forbes es zuletzt nur halb so hoch schätzte. Er ist auch ein schillernder Entertainer, der in der Sendung The Apprentice pfiffige Manager sucht, während er vermeintlich ungeeignete Lehrlinge resolut feuert.

Seine Spezialität sind flotte Sprüche, pralles Ego mit simpler Weltsicht kombiniert. Unter einem Präsidenten Trump, "dem größten Präsidenten, den Gott je erschuf", sagt er, werde man den aufstrebenden Konkurrenten China schon in die Knie zwingen. Momentan seien die chinesischen Politiker ja schlauer als die amerikanischen. "Als würden die New England Patriots mit Tom Brady gegen euer Highschool-Football-Team spielen." Und illegale Einwanderer aus Mexiko? Da helfe nur, "eine große, große Mauer" zu bauen – und die Mexikaner die Rechnung bezahlen zu lassen. (Frank Herrmann aus Washington, 17.6.2015)