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Seit 1948 ist das Tanzen in Japans Nachtclubs offiziell ab Mitternacht verboten. Diese Regelung soll bald gelockert werden.

Foto: EPA / Franck Robichon

Tokio - Sachen gibt es, die glaubt man gar nicht. Seit mehr als 60 Jahren herrscht in Japan nach Mitternacht offiziell Tanzverbot in Clubs. Die skurrile Regelung stammt aus der Nachkriegszeit 1948: Man wollte Japans Jugend vom Einfluss der als allzu locker geltenden US-Bürger abschirmen - und die Prostitution eindämmen. Selbst vergleichweise züchtige Gesellschaftstanzkurse waren nach Mitternacht verboten.

Diese Regelung hat das Parlament in Tokio am Mittwoch gelockert: Bald darf auch nach Null Uhr auf der Tanzfläche abgerockt werden - sofern es in der Disco nicht zu finster ist. Das Gesetz soll allerdings erst im Juni kommenden Jahres in Kraft treten.

Schon davor wurde das bisher gültige Verbot nur schwach kontrolliert - bis 2010 ein 22-Jähriger nach einem Streit in einem Klub in Osaka getötet wurde. Anschließend startete die Polizei wegen der angeblich "exzessiv hedonistischen Atmosphäre" mehrere Razzien in der Stadt und trocknete die pulsierende Klubszene Osakas damit weitgehend aus.

Kritiker warfen der Regierung Scheinheiligkeit vor, da in Japan 2012 sogar Hip-Hop-Tanz als Schulfach anerkannt wurde und die Tanzkultur im Land sich generell wachsender Beliebtheit erfreute.

Gesetz soll ab Juni 2016 gelten

Das neue und liberalere Gesetz soll ab Juni 2016 gelten. Einzige Einschränkung: Im Klub muss mindestens eine Helligkeit von zehn Lux herrschen. Das entspricht laut dem japanischen Elektronikhersteller Panasonic in etwa den Lichtverhältnissen in einem Kino mit eingeschalteten Lampen. Die Polizei soll laut der Nachrichtenagentur Jiji Press die Helligkeit in den Etablissements kontrollieren.

Ein Hauptgrund, wieso die Regelung gelockert wird, ist auch die Tatsache, dass sich Japan auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorbereitet. "Ich denke, dass die Politiker und Behörden den Druck spüren, da sie nicht wollen, dass Touristen aus der ganzen Welt Japan als langweiliges Land wahrnehmen", sagte etwa Anwalt Takahiro Saito, der gegen das Tanzverbot ankämpfte. (APA, red, 17.6.2015)