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Böses Nutella, sagt Ségolène Royal.

Foto: Reuters

Es ist nur ein kleiner Satz. Aber er sorgt für einen ziemlichen Sturm im Nutella-Glas. Denn die ehemalige französische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal redete in der beliebten Fernsehsendung "le petit journal" des Bezahlsender Canal Plus nicht um den Brei beziehungsweise den Schokoteig herum: "Wir müssen aufhören, Nutella zu essen", meinte die Umweltministerin, um als Grund anzugeben: "Weil es Palmöl ist."

Pädagogisch klärte 61-jährige Sozialistin die Fernsehzuschauer auf: "Palmöl tritt an die Stelle abgeholzter Bäume, was in Sachen Entwaldung beträchtliche Schäden verursacht." Der Moderator wagte einzuwenden: "Nutella ist halt gut." Doch Royal doppelte nach: "Es wird nötig sein, dass sie andere Rohstoffe benützen."

Mit "sie" meinte die Ministerin Ferrero, den Hersteller des umstrittene Schokoaufstrichs, den einzelne Liebhaber gerüchteweise auch mit dem Löffel essen. Es ist nicht das erste Mal, dass französische Politiker gegen die italienische Schoko-Haselnuss-Masse zu Felde ziehen. 2012 hatte die grüne Fraktion in Paris eine 300-prozentige Steuer auf Nutella und verwandte Produkte verlangt. Der Gesetzesvorstoß scheiterte erst im letzten Moment an der mangelnden Begeisterung anderer Parteien.

Entschuldigung

Auf Royals Appell reagierte Ferrero sofort, um in einem Communique verlauten zu lassen, man sei sich "des Umweltaspektes bewusst" und schon "zahlreiche Verpflichtungen betreffend die Versorgung durch Palmöl eingegangen". Das bestätige, dass "die Palmölkultur und ökologische Ansprüche vereinbar sein können".

Tatsache ist, dass sich Ferrero in Malaysia, Papua-Neuginea und Brasilien mit Palmöl eindeckt – drei Ländern, in den die Abholzung der Regenwälder besonders schnell voranschreitet. Royal versucht derzeit, die Bevölkerung für den großen Klimagipfel von Ende Jahr in Paris zu sensibilisieren. Das passt nicht allen: Der italienische Abgeordnete und Agrarspezialist Michele Anzaldi verwehrte sich gegen den französischen "Boykottaufruf" gegen die "italienische Vorzüglichkeit" und verlangte von Royal nichts weniger als eine Entschuldigung. Die Französin kam dem Ansinnen am Mittwoch auf Twitter nach: "Ich bitte wegen der Polemik über Nutella tausend Mal um Entschuldigung." Zudem meinte sie, sie anerkenne Ferreros Bemühungen für die Nachhaltigkeit.

Die Vorzüglichkeit von Nutella beruht allerdings laut Onlineportalen wie "Was ist drin" zu 87 Prozent auf Zucker und Fett. Die Franzosen essen jährlich fast zwei Kilo Palmöl, womit sie im europäischen Schnitt liegen. (Stefan Brändle aus Paris, 17.6.2015)