Wien – Der Wiener Geiger und Dirigent Walter Weller ist am Sonntag im Alter von 75 Jahren in seiner Heimatstadt gestorben. Das bestätigten die Wiener Staatsoper und die Wiener Philharmoniker, deren Konzertmeister Weller 1961 bis 1972 war, am Mittwoch. Zuvor hatten mehrere internationale Medien den Tod des international angesehenen Musikers gemeldet.

Weller wurde am 30. November 1939 in Wien als Sohn eines Philharmoniker-Geigers geboren, erhielt Weller schon mit sechs Jahren Musik- und Violinunterricht an der Hochschule für Musik. Er habe früher Partituren als Bücher lesen können, erzählte er einmal. Bereits mit 18 Jahren wurde er Mitglied des Staatsopernorchesters, mit 20 Mitglied der Wiener Philharmoniker und 1961 deren erster Konzertmeister. Das von ihm gegründete Weller Quartett gehörte zu den renommiertesten Streichquartetten seiner Zeit und gewann Preise wie den Mozart-Interpretationspreis, die Goldene Beethovenmedaille, den Grammy Award und den Grand Prix du Disque.

Einspringer für Karl Böhm

1966, im ersten Jahr seiner Dirigierstudien, feierte der Senkrechtstarter sein Dirigentendebüt als mutiger Einspringer für den erkrankten Karl Böhm im Wiener Konzerthaus und erfüllte sich damit seinen Kindheitstraum. Am Dirigentenpult der Wiener Staatsoper debütierte er 1969 mit "Die Entführung aus dem Serail" und leitete hier bis zu seinem letzten Dirigat, "Il barbiere di Siviglia" 1976, insgesamt 44 Vorstellungen von zwölf Werken.

Nach einer Stellung als Generalmusikdirektor in Duisburg stand Weller einer ganzen Reihe von Orchestern als Chefdirigent vor, dem Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester (1975–1978), dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra (1977–1980), dem Royal Philharmonic Orchestra London (1980–1985) und dem Spanischen Nationalorchester. Von 1991 bis 1996 leitete er das traditionsreiche Royal Scottish National Orchestra.

Von 1994 bis 1997 war Weller außerdem Musikdirektor des Theaters Basel, Leiter der dortigen Allgemeinen Musikgesellschaft und Chefdirigent des Baseler Sinfonieorchesters. Weller wurde 2003 zum ersten Ehrendirigenten der Stuttgarter Philharmoniker, die er 25 Jahre regelmäßig geleitet hat, ernannt. Die Stuttgarter Philharmoniker hatte er zuletzt im April dirigiert, weitere Konzerte waren geplant.

Weller war auch Ehrengastdirigent in Liverpool und Musikalischer Ehrendirektor des Belgischen Nationalorchesters, wo er 2007/2008 die Position des Musikdirektors und Chefdirigenten übernommen hatte. Er war zudem Ehrendirigent des Trondheim Symfoniorkester und Director Asociado des Orquesta de Valencia, Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Kunst und Wissenschaft und des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. (APA, 17.6.2015)