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Sportlich hat das österreichische Nationalteam allen Grund zum Jubeln. Wirtschaftlich aber gibt es laut Experten noch Luft nach oben. Das Merchandising wurde in der Vergangenheit vernachlässigt.

AP / Hans Punz

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ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig geht nach über 30 Jahren im Verband in den Ruhestand.

Foto: apa/schlager

Wien – Sportlich läuft es für den ÖFB in den vergangenen Monaten fantastisch. Das Nationalteam ist nach dem Sieg in Russland am Weg zur Euro 2016 in Frankreich, die Unter-20-Auswahl erreichte das WM-Achtelfinale und auch die U19 spielt demnächst unter den europäischen Top-Teams eine EM. Im Verband wird sich mittelfristig aber einiges ändern.

Generaldirektor Alfred Ludwig bestätigte im Gespräch mit dem STANDARD erstmals, dass er in Pension gehen wird. Der genauere Zeitpunkt wird im Herbst beschlossen, spätestens nach der Europameisterschaft 2016 wird es so weit sein. Der "Mister Fußball in Österreich", wie er von befreundeten Funktionären genannt wird, ist seit Jahrzehnten die zentrale Figur im Verband, ohne seinen Segen geht wenig.

Umstellung gefordert

Mit der Bestellung eines Nachfolgers ist es nicht getan. Bis 2017 verpflichtet ein "Wartungserlass" des Finanzministeriums zu einer Umstrukturierung des ÖFB: Der Verband wird zweigeteilt in einen für den Amateursport zuständigen Verein und einen ihm unterstellten Wirtschaftsbetrieb, in dem der Profisport unterkommt.

Mehrere ÖFB-Funktionäre hatten im Gespräch mit dem STANDARD angedeutet, dass Ludwig im Betrieb eine Rolle spielen möchte, nicht zur Freude aller. Dieser stellte nun aber unmissverständlich klar, dass er sich in den Ruhestand zurückziehen werde. Die Zukunft des ÖFB solle von neuen Gesichtern gestaltet werden, er selbst wolle lieber mit seinen Enkerln spielen.

Mageres Geschäft

Der 64-jährige Ludwig hat den Verband seit seiner Ernennung zum Generalsekretär 1986 konservativ und immer mit Bedacht auf finanzielle Sicherheit geführt. Sponsoren sieht der Generaldirektor als Partner, die man nicht durch Pokerspiele um höhere Verträge vertreibt. In stürmischen Zeiten sollte das Boot nicht in Gefahr laufen, unterzugehen, dafür verzichtete man bei gutem Wind auf mögliche, größere Gewinne.

Das zeigt sich auch im laut einem ÖFB-Insider "stiefmütterlich behandelten" Merchandising, also dem Verkauf von Fanartikeln. Der ÖFB verdiente damit im Vorjahr 170.000 Euro, wobei zum Beispiel Lizenzgebühren für offizielle Uhren oder Panini-Sticker – eigentlich kein klassisches Merchandising – dabei schon eingerechnet sind.

Merchandising ausgelagert

"Das ist wenig für einen Fußballverband", sagt der deutsche Sportmarketingexperte Petr Stastny. "Es ist angesichts der Größe des Landes und der Rolle des Fußballs nicht viel", sagt Peter Rohlmann von der Agentur "PR Marketing". Auch wenn es sich nicht direkt vergleichen lässt: Rapid macht etwa das Fünffache damit.

Das könnte auch daran liegen, dass der ÖFB dafür keinen Experten im Haus hat. Ludwig verlässt sich auf seinen Freund Fritz Bauer, der seit 1978 mit dem Unternehmen "Mitraco" für das Merchandising zuständig ist. Der heutige Generaldirektor kam wenige Jahre später in den Verband. Bauer kann die Kritik nachvollziehen: "Ja, das ist verbesserungsfähig", sagt er. Aber: "Wenn fußballerisch nichts geht, dann hat es keinen Sinn, dass man sich sonderlich anstrengt." Man sei aber dran, sagt er, "das wird gewaltig verbessert."

Shop ohne Alaba-Trikot

Im Verkauf wurde zuletzt so manche Modernisierung verschlafen: Der technisch veraltete Online-Shop bietet bis heute keine mit Spielernamen bedruckten Trikots an. Bis zum Herbst soll sich das ändern. Der Verband konnte so bisher aber die Popularität von Spielern wie David Alaba, Zlatko Junuzovic oder Marko Arnautovic nicht anzapfen. Lediglich um die 1.500 Trikots werden jährlich über Mitraco abgesetzt.

Von allen anderen Verkäufen – etwa im Sporthandel – profitiert der ÖFB nur indirekt, ein Fixum im Ausrüstervertrag deckt sie ab. Dieser wird schon seit über 40 Jahren mit Puma abgeschlossen.

Testbetrieb im kommenden Jahr

Selbst unter optimalen Umständen macht das Merchandising keinen ganz großen Brocken im etwa 25 Millionen Euro schweren Budget aus und erst mit Erfolgen brummt der Bereich wirklich. Trotzdem ließ der ÖFB durch diese späte Reaktion in den vergangenen Jahren wohl einiges an Geld liegen.

Ob es für diesen Bereich künftig vielleicht doch einen Experten im neuen Wirtschaftsbetrieb braucht? Ludwig will sich nicht festlegen. Er könne nicht in die Zukunft schauen, sagt er. Im Herbst wird ein Wirtschaftsprüfer Vorschläge zur Struktur abliefern, schon im Eurojahr 2016 dann ein Testbetrieb an den Start gehen. (Tom Schaffer, Andreas Sator, 17.6.2015)

Korrektur, 22.6.: In einer ersten Version des Artikels wurde Fritz Bauer fälschlicherweise als Inhaber von "Mitraco" bezeichnet. Das ist er seit nun mehr fünf Jahren nicht mehr, er hat das Unternehmen verkauft. Bauer ist aber weiterhin für das ÖFB-Merchandising im Unternehmen zuständig.