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Fällt es Peter Schröcksnadel jetzt auf den Kopf, dass er sich weitgehend selbst um die Vermarktung der ÖSV-Stars kümmerte? Dazu hält er fest: "Ich habe keinen einzigen Euro Provision gekriegt, seit ich Präsident bin. Ich kriege auch keine Spesen, ich zahle mir die Flüge selbst, ich zahle mir den Audi selbst." Das sei "in jedem Jahresbericht nachzulesen".

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STANDARD: Was sagen Sie zur Laureus-Mercedes-Werbung mit Anna Fenninger? Entspricht die Kampagne den Vereinbarungen, die der von Audi gesponserte ÖSV vor einer Woche mit Fenninger erzielt hat?

Schröcksnadel: Dass ich nur von den Socken bin, wäre falsch ausgedrückt. Ich bin maßlos enttäuscht. Ich habe mich bis jetzt ja herausgehalten, weil es immer heißt: Der Schröcksnadel kann nicht mit den Managern. Also bin ich erste Reihe fußfrei gesessen, habe mir das angeschaut.

STANDARD: Mit dieser Beobachterrolle ist jetzt Schluss?

Schröcksnadel: Jetzt muss ich mich einmischen, jetzt mische ich mich ein. Ich muss mich nur noch mit den Landesverbandspräsidenten absprechen. In zwei, drei Tagen werde ich meine Sicht der Dinge darlegen. Es wird sicher Konsequenzen geben, es muss Konsequenzen geben. Wir können nicht zulassen, dass der gesamte Betrieb gefährdet wird wegen der Selbstsucht einer einzigen Person.

STANDARD: Was werfen Sie Fenninger konkret vor?

Schröcksnadel: In einem Team muss man gemeinsam arbeiten, nur so funktioniert das. Im Gespräch, in dem der ÖSV von Sportdirektor Hans Pum, Generalsekretär Klaus Leistner und Anwalt Herbert Hübel vertreten wurde, ist diese große Kampagne mit keinem Wort erwähnt worden. Und die haben das sicher ordentlich verhandelt. Der Klaus hat sich ja auch Notizen gemacht. Jetzt sagt er zu mir, dass er sich verarscht fühlt. So geht das nicht. In einem Radrennteam darf sich auch keiner ein anderes Leiberl anziehen.

STANDARD: Angeblich wurde sehr wohl über Laureus geredet.

Schröcksnadel: Die haben aber nur über Laureus gesprochen und vielleicht erwähnt, dass Laureus auch von Mercedes unterstützt wird. Aber das, worum es geht, sind Mercedes-Plakate und keine Laureus-Plakate. Das ist ein Leger, das ist eine Linke.

STANDARD: Die andere Seite könnte argumentieren, dass Fenninger in dem Fall nicht als Sportlerin, sondern als Privatperson auftritt.

Schröcksnadel: Das ist Blödsinn. Das Problem ist, dass ihr Manager rein kommerziell interessiert ist. Er hat einen Vertrag mit Mercedes - seine Athleten müssen also Mercedes haben. Und dann heißt es, der ÖSV habe Knebelverträge. Aber sind das ÖSV-Athleten, oder sind das Athleten des Managers? Wer trainiert denn die Athleten, der Herr Kärcher oder der ÖSV?

STANDARD: Ist eine Skifahrerin denn nicht geknebelt, wenn sie nicht werben darf, wofür sie will?

Schröcksnadel: Unsere Athleten sind komplett frei. Sie dürfen nur eines nicht, sie dürfen nicht für einen Konkurrenten eines Verbandssponsors werben. Wenn Fenninger privat einen Mercedes fährt, ist das auch kein Problem. Aber hier geht's darum, dass ein Partner des ÖSV geschädigt wird.

STANDARD: Regt sich Audi auf?

Schröcksnadel: Die haben mich angerufen und darauf aufmerksam gemacht. Natürlich sind sie nicht happy. Da kann eine Partnerschaft schon gefährdet sein. Aber Audi ist ein fairer Partner.

STANDARD: Ist die Partnerschaft denn gefährdet?

Schröcksnadel: Ich denke, nein.

STANDARD: Stellt Sie zufrieden, dass Mercedes die Kampagne letztlich zurückgezogen hat?

Schröcksnadel: Ich nehme das zur Kenntnis. Aber es ist kein Grund, um in Jubel auszubrechen.

STANDARD: Und dass Fenninger via Facebook schwere Geschütze gegen Sie und den ÖSV auffährt?

Schröcksnadel: Ich glaube, da muss ich drüberstehen, und da steh ich auch drüber. Die Anna ist halt leider irregeführt.

STANDARD: Glauben oder hoffen Sie, dass sich noch alles fügen wird?

Schröcksnadel: Ob sich noch alles fügt? Ich weiß es nicht.

STANDARD: Ist es vorstellbar, dass Anna Fenninger in absehbarer Zeit für einen anderen Verband als den österreichischen fährt?

Schröcksnadel: Sie kann ja nur für den ÖSV und für niemanden sonst fahren. Oder sie steht zwei Jahre.

STANDARD: Ist der Karren so verfahren, dass Sie und Fenninger einander vor Gericht treffen werden?

Schröcksnadel: Wir lassen uns sicher auf keinen Rechtsstreit ein. (Fritz Neumann, 17.6.2015)