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Schröcksnadel: "Jetzt muss ich mich einmischen. Jetzt mische ich mich ein."

Foto: APA/Gindl

Wien – Die Meinungsdifferenzen zwischen Ski-Gesamtweltcupsiegerin Anna Fenninger und dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) erhalten wenige Tage nach dem feierlich verkündeten Frieden neuen Zündstoff, der da wäre: eine mit dem Konterfei der Salzburgerin geschmückte Werbekampagne von Mercedes in österreichischen Printmedien.

Bühne frei für Schröcksnadel

Der ÖSV hält umfassende Verträge mit Mercedes-Konkurrent Audi und ist ob der Inserate mehr als nur verärgert. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sagte am Dienstag im Gespräch mit dem STANDARD: "Dass ich nur von den Socken bin, wäre falsch ausgedrückt. Ich bin maßlos enttäuscht. Ich war ja nicht dabei bei dem sechsstündigen Gespräch, habe mich herausgehalten, weil es immer heißt, der Schröcksnadel kann nicht mit den Managern. Also bin ich erste Reihe fußfrei gesessen und habe mir das angeschaut."

Die Zeit der präsidialen Zurückhaltung scheint nun aber beendet: "Jetzt muss ich mich einmischen. Jetzt mische ich mich ein." Er werde sich nun, erklärte Schröcksnadel, mit den Landesverbandspräsidenten abstimmen und "in zwei, drei Tagen meine Sicht der Dinge darlegen".

Das besagte Werbesujet.

Fenninger und ihr deutscher Manager Klaus Kärcher hätten in dem Gespräch, dem von ÖSV-Seite Generalsekretär Klaus Leistner, Sportdirektor Hans Pum und Anwalt Herbert Hübel beiwohnten, die große Mercedes-Kampagne für Fenningers Laureus-Projekt "mit keinem Wort erwähnt". Leistner hielt fest: "Ich fühle mich verarscht."

Wenn Fenninger erkläre, in dieser Kampagne trete sie nicht als österreichische Skifahrerin, sondern als Privatperson auf, so sei das, sagt Schröcksnadel, "einfach Blödsinn". Die ÖSV-Athleten seien "fast komplett frei. Sie dürfen nur nicht für ein Konkurrenzprodukt eines Verbandssponsors werben. In einem Radrennteam darf sich auch keiner ein anderes Leiberl anziehen."

"Überraschte" Fenninger

Fenninger hat mit einer von ihr, Manager Klaus Kärcher und Rechtsanwalt Markus Wekwerth gezeichneten E-Mail-Aussendung zur aktuellen Causa Stellung bezogen. "Mit den ÖSV-Vertretern Dr. Klaus Leistner und Hans Pum wurde sehr wohl das Thema 'Laureus Sports For Good', das maßgeblich von Mercedes Benz unterstützt wird, besprochen", hieß es darin.

Ebenfalls seien die Herren darüber informiert worden, dass es eine Medienkampagne gemeinsam mit Mercedes zur Unterstützung dieses Engagements geben werde. "Wir sind daher sehr überrascht, wie dieses Thema Seitens des ÖSV in der Öffentlichkeit dargestellt wird."

Werbe-Aktion gestoppt

Scheinbar um Deeskalation bemüht, lenkte Mercedes noch am Dienstagnachmittag ein und teilte mit, dass die Werbe-Aktion mit Fenninger - "soweit noch möglich" - sofort gestoppt werden soll. Man wolle "in keiner Weise die sportliche Zukunft von Anna Fenninger gefährden", betonte Bernhard Bauer, Leiter Public Relations Mercedes-Benz Österreich. Schließlich stünde das sportliche Wohl Fenningers natürlich über der aktuellen Charity-Aktion.

Start für anderen Verband nicht möglich

Schröcksnadel kann sich indes nicht vorstellen, dass Fenninger nächste Saison für einen anderen Verband fährt. "Sie kann nur für den ÖSV fahren, oder sie steht zwei Jahre", stellt er dem Skistar die Rute ins Fenster. "Sie kann ja für niemand anderen fahren." Ob er sich eine zweijährige Stehzeit Fenningers vorstellen kann, sagte Schröcksnadel nicht. Klar sei nur, "so geht das sicher nicht."

Der ÖSV-Präsident hat, wie der dem STANDARD sagt, "noch nie einen Euro Provision gekriegt", wenn er für ÖSV-Aktive Sponsoren oder Partner an Land zog. "Es ist in jedem Jahresbericht nachzulesen. Ich kriege keine Provision, ich kriege keine Spesen. Ich zahle mir meine Flüge, ich zahle mir auch meinen Audi selber. "

Rechtsstreit noch keine Option

Dem Fenninger-Manager machte Schröcksnadel schwere Vorwürfe. Dieser sei "rein kommerziell interessiert. Und er hat einen Vertrag mit Mercedes – seine Athleten müssen Mercedes haben. Und dann heißt es, der ÖSV habe Knebelverträge. Aber sind das ÖSV-Athleten, oder sind das Kärcher-Athleten? Wer trainiert denn die Athleten, der Herr Kärcher oder der ÖSV?"

Schröcksnadel sagt, er wolle sich nach wie vor "auf keinen Rechtsstreit einlassen". Doch dieser Rechtsstreit scheint praktisch unausweichlich. Die Fronten sind verhärtet, härter geht es kaum. (Fritz Neumann, 16.6.2015)