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Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandri, seit einem Jahr für Österreich im Becken, auf dem Weg zu EM-Silber im U19-Bewerb.

Foto: APA/EPA/Suki

Baku/Wien - "Ich freu' mich ganz ehrlich für die Mädels, sie sind ausgezeichnet geschwommen." Es ist Nadine Brandl, Österreichs beste Synchronschwimmerin, die sich freut, und sie freut sich mit Anna-Maria und Eirini-Marina Alexandri, die sich bei den Europaspielen in Baku, Aserbaidschan, im U19-EM-Duettbewerb nur den Russinnen Walerija Filenkowa und Daria Kulagina geschlagen gaben und Silber gewannen. Dieser zweite Platz wurde sehr emotional begangen, die Schwestern widmeten den Erfolg ihren am Donnerstag von einem Shuttlebus auf dem Gehsteig gerammten Teamkolleginnen, voran der 15-jährigen Vanessa Sahinovic, die neben multiplen Knochenbrüchen im Becken- und Oberschenkelbereich auch schwere Verletzungen der Wirbelsäule erlitt.

Nicht zuletzt von psychologischer Seite war den Alexandris zu einem Antreten geraten worden, sie bedankten sich für "unglaubliche Unterstützung in den letzten Tagen und für all die aufmunternden Nachrichten aus der ganzen Welt - von Australien bis Kanada. Das hat uns Kraft gegeben." Auch Brandl, die die Wettkämpfe von Wien aus verfolgt, lobte die Leistung ihrer Kolleginnen angesichts des Unfalldramas als "umso beeindruckender".

Offene Türen einschwimmen

Zu Anna-Maria und Eirini-Marina gehört auch Vasiliki, die Alexandris sind Drillinge, 17 Jahre alt. Vor einem Jahr wurden die Griechinnen in Österreich eingebürgert, das Verfahren wurde im Lager der Synchronschwimmerinnen von Misstönen begleitet. Das lag auch und vor allem an der Verfassung, in welcher der Schwimmverband (OSV) sich befand und befindet. Jedenfalls blieb dahingestellt, ob Österreich in dieser Disziplin derart darbte, dass drei Einbürgerungen zu rechtfertigen gewesen wären. Dennoch schwammen die Drillinge, deren Eltern in Griechenland blieben, quasi offene Türen ein, beim Verein Schwimm-Union Wien und in der Südstadt, wo sie im Internat unterkamen.

Der OSV, der mit der Causa nach eigenen Angaben gar nicht beschäftigt war, versäumte es, Weichen zu stellen. So wurde mit den Alexandris weder vereinbart, dass sie in einer heimischen Gruppe schwimmen sollten, noch, dass eine von ihnen vielleicht mit Brandl ein Duett bilden sollte. Zwei Schwestern schwimmen also im Duett, die dritte firmiert unter "Ersatz", und Brandl schaut durch die Finger. Immerhin kam es, nach einiger Zeit, doch zur Bildung einer heimischen Gruppe.

"Vieles ist blöd gelaufen"

Brandl (25), die zweimal an Olympia teilnahm, 2008 mit Lisbeth Mahn auf Rang 22 sowie 2012 mit Livia Lang auf Rang 19 kam, blieb auf der Strecke. Der Solobewerb ist nicht olympisch, also entgehen der Wienerin Förderungen (Projekt Rio, Team Rotweißrot), ihr Vertrag beim Bundesheer läuft im Herbst aus. "Vieles ist blöd gelaufen", sagt sie, "verschiedene Interessen haben hineingespielt. Aber jetzt ist das alles nicht wichtig. Der Unfall schweißt uns alle zusammen." Solo ist Brandl nach wie vor die Beste im Land, wie sie heuer als Vierte bei den French Open und als Siegerin der German Open bewies. Bei der Schwimm-WM in Kazan, Russland (ab 24. Juli), strebt sie einen Platz im Zwölferfinale an.

Was sie dann noch anstrebt, kann Brandl nicht sagen. Demnächst will sie es in ihrem Studium (Publizistik & Kommunikationswissenschaften) zum Bachelor geschafft haben, dann sieht sie weiter. Dass aus einer dritten Olympiateilnahme nichts wird, damit hat sie sich abgefunden. "Ich kann ja nicht ewig hadern."

Der schwere Unfall von Baku kommt natürlich dazu. Am Donnerstag kehren die Alexandris und die anderen Synchronschwimmerinnen zurück. Am 27. Juni wird im Floridsdorfer Bad in Wien um Meistertitel geschwommen. "All das", sagt Nadine Brandl, "und auch all die kleinen Streitereien von früher verlieren total an Relevanz angesichts des Dramas, das ein Leben so schlagartig verändert hat." (Fritz Neumann, 16.6.2015)