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Kaum eine Branche, die im Fall eines "Grexit" nicht schon einen Plan B ausgefeilt hat.

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Eine mögliche "Drachmen-Klausel" hat für den Griechenland-Urlauber keinerlei Auswirkungen.

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Es sieht nicht gut aus für Griechenland. Die Schulden wachsen dem Land längst über den Kopf, Ende des Monats läuft das derzeitige Hilfsprogramm aus, zudem muss Athen 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds IWF zurückzahlen. Gelingt am Donnerstag beim Treffen der Euro-Finanzminister kein Durchbruch, droht dem Land die Pleite. Bislang ist man mit den Geldgebern auf keinen grünen Zweig gekommen: Versprochene Reformen liegen auf Eis, Gespräche mit den internationalen Geldgebern werden frühzeitig abgebrochen. Vergangene Woche hatten die Gläubiger Athen die Bedingungen für die Auszahlung zurückgehaltener Hilfskredite in Höhe von 7,2 Milliarden Euro genannt. Die Antwort kam prompt, war kurz und bündig: "Absurd" seien die Forderungen, hieß es aus Athen.

Wachstumsmotor Tourismus

Der einzige Wachstumsmotor in der rezessionsgeplagten griechischen Wirtschaft in den letzten Jahren war der Tourismus. 18 Prozent des BIP steuert die Reisebranche bei, fast jeder dritte Grieche ist direkt oder indirekt mit diesem Bereich verbunden.

Wie könnte sich also ein Austritt Griechenlands aus dem Euro auf die Branche auswirken? Internationale Reiseveranstalter jedenfalls wollen laut einem Bericht der griechischen Zeitung "Kathimerini" ab 2016 sogenannte "Drachmen-Klauseln" in ihre Verträge mit den Hoteliers vor Ort aufnehmen, sprich: Im Falle eines "Grexit" müssten die griechischen Betriebe für die entstehenden Mehrkosten aufkommen. Bei Thomas Cook Deutschland sieht man das mehr als gelassen, denn – das Wichtigste zuerst – für den Kunden hätten derartige Klauseln null Auswirkung, so Christian Schmicke, Leiter Unternehmenskommunikation für den deutschsprachigen Raum. Ungewöhnlich sei diese Maßnahme jedenfalls nicht, würden doch ohnehin auch mit anderen Nicht-Euroländern beispielsweise in Dollar abgerechnet. "Wie abgerechnet wird, ist immer eine Verhandlungssache."

Absicherung gegen Währungsrisiken

Für TUI Österreich sind die "Drachmen-Klauseln" ohnehin ein "alter Hut". Diese gebe es bereits seit Jahren, heißt es aus dem Unternehmen. Beim Verkehrsbüro Österreich fügt man hinzu, es sei grundsätzlich gang und gäbe, sich gegen Währungsrisiken abzusichern, alles andere würde zu einem Wettbewerbsnachteil führen. Welche Mehrkosten im Fall der Fälle auf die Hoteliers zukommen würden, kann man – selbstredend – aus heutiger Sicht nicht sagen.

Es gebe keine Blaupause, so Thomas Cook. Der Verband der griechischen Reiseunternehmen (SETE) hingegen rät den griechischen Hoteliers, eine etwaige Unterzeichnung neuer Verträge für 2016 so lange aufzuschieben, bis die Verhandlungen zwischen der griechischen Regierung und den internationalen Geldgebern abgeschlossen seien. Andererseits sind die Hotelbesitzer auf die Zahlungen der Tourismuskonzerne in diesem Jahr besonders angewiesen, da sie aufgrund der Schuldenkrise von den griechischen Banken kaum noch Kredite erhalten.

Der Ausstieg aus dem Euro oder die Einführung einer Parallelwährung hätte wohl eine massive Abwertung der Drachme zur Folge – mit den bekannten Konsequenzen: Die Importe würden sich verteuern, Exporte verbilligen, die Inflation im Land mittelfristig deutlich zulegen. Für den Urlauber vor Ort wären die Nebenkosten jedoch erst einmal spürbar günstiger. Zwar spüre man zurzeit einen leicht moderaten Rückgang an Griechenland-Buchungen, so die steirische Gruber Reisen. Im Ländervergleich bleibt Griechenland jedoch, gefolgt von Spanien, auch 2015 der Favorit der Österreicher für den sommerlichen Badeurlaub.

Geldautomaten ohne Geld

Einen Wermutstropfen gibt es jedoch, so Max Schlögl, Vertriebsleiter Gruber Reisen und Steirisches Raiffeisenbüro: "Das Feedback unserer Kunden zeigt, dass es in manchen Gegenden kein Geld aus dem Bankomaten gibt." Er rate daher Griechenland-Urlaubern dazu, eine entsprechende Menge Haushaltsgeld mitzunehmen.

Christian Schmicke von Thomas Cook: "Natürlich ist es für das Image eines Landes nicht gut, wenn es permanent mit Negativmeldungen in den Schlagzeilen steht. Politische Instabilität ist ein Kriterium, das die Nachfrage deutlich beeinflusst, nicht aber die wirtschaftliche Situation." Und weiter: Kein Griechenland-Urlauber brauche Angst zu haben, nichts mehr zu essen zu bekommen. (ch, 15.6.2015)