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Karl Schnell über Heinz-Christian Strache: "Er agiert jetzt so wie Haider, als dessen Abstieg begonnen hat."

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STANDARD: Die FPÖ wird in schöner Regelmäßigkeit von Spaltungen und Parteikrisen erschüttert. Haben Sie eine Erklärung, warum gerade Ihre Partei dafür so anfällig ist?

Karl Schnell: Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß einfach nicht, was Bundesparteiobmann Strache geritten hat, als er uns aus der FPÖ ausgeschlossen hat. Wir waren in Salzburg gerade auf dem Weg zur zweitstärksten Partei, und dann hat Strache das angezündet. Mit wem will er in Salzburg denn eine Wahl gewinnen? Ich allein habe bei den Landtagswahlen 2013 rund 3500 Vorzugsstimmen gehabt. Ich glaube, Strache gehört zu den Menschen, die mit Erfolg nicht umgehen können und zu fliegen beginnen.

STANDARD: Heinz-Christian Strache wird aus der Wien-Wahl voraussichtlich politisch gestärkt hervorgehen. Wie wollen Sie sich da gegen Strache durchsetzen?

Schnell: Da bin ich mir nicht so sicher. Ich habe in meinem Wahlkreis zuletzt rund 50 Prozent erreicht, das soll er erst einmal nachmachen. Die FPÖ wird vor allem wegen der Politik der anderen Parteien stark, Strache könnte also auf Urlaub gehen und würde trotzdem dazugewinnen. Strache hat jetzt einen Fehler gemacht und demokratische Strukturen und Statuten außer Kraft gesetzt. Das ist Machtrausch und Besessenheit. Die Leute kann man nicht lange täuschen, und sie werden sagen: So wie der agiert, wählt ihn nicht einmal mehr sein Goldfisch.

STANDARD: Bis wann wollen Sie Ihre neue Partei, die Freiheitliche Partei Salzburgs FPS, gründen?

Schnell: So rasch wie möglich, jedenfalls noch diese Woche.

STANDARD: Wie viele der Salzburger FPÖ-Mitglieder werden mit Ihnen mitgehen?

Schnell: Ich glaube, in etwa drei Viertel. Das war schon bei der Landesparteileitung vergangene Woche so, da sind 21 gegangen und nur acht geblieben. Aber Strache kann eben nicht zählen.

STANDARD: Der interimistische FPÖ-Landesparteivorsitzende Andreas Schöppl argumentiert, dass die FPÖ aus jeder Spaltung letztlich gestärkt hervorgegangen ist. Sehen Sie das auch so?

Schnell: Ja, aber immer nur die echte FPÖ. Andreas Schöppl nimmt ja niemand mehr ernst. Zuerst ist er selbst vom Salzburger Gemeinderatsklub weggeputscht worden (Schöppl hat im Jänner seine Ämter als Stadtparteichef und Gemeinderatsklubobmann verloren; Anm.), und jetzt ist er der Chef jener, die ihn damals geputscht haben. Aber vielleicht war das ja alles nur Theater, damit Strache einen Vorwand hat, eingreifen zu können.

STANDARD: Unter welchen Bedingungen wäre für Sie eine Rückkehr in die FPÖ, eine Versöhnung möglich?

Schnell: Überhaupt nicht mehr. Ich setze mich mit Strache, so wie der sich aufgeführt hat, nicht mehr an einen Tisch. Das ist erledigt. Aber er wird schon noch sein Waterloo erleben. Er agiert jetzt so wie Haider, als dessen Abstieg begonnen hat. Nur war Haider intelligenter und hat solche Dinge andere für ihn erledigen lassen. (Thomas Neuhold, 15.6.2015)