Die Doku am Montag thematisiert die Auswirkungen der neuen "Landflucht".

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Das Leben in der Stadt hat seine Vorteile: Wegzeiten halten sich in Grenzen, und man hat alle Dinge für den täglichen Bedarf in nächster Nähe. Dennoch steigt die Sehnsucht nach dem ländlichen Idyll - nach einfachen Strukturen.

Die Kulturdoku "Auf gute Nachbarschaft - Die Grätzelfizierung Wiens" am Montag um 22.30 Uhr auf ORF 2 zeigt verschiedene Ansätze, wie sie in Wien gelebt werden. Die Stadt ist zu groß, um sie als ein Ganzes zu erfassen - das Grätzel dient als kleinste Einheit.

Die Menschen leben aber oft nicht allzu lange am selben Ort oder müssen ihre angestammte Umgebung verlassen, da die Mieten nicht mehr leistbar sind. Die alten, gewachsenen Strukturen verfallen - wie in einem geschilderten Fall am Yppenplatz, wo die Gentrifizierung zuschlägt: Die Mieter müssen raus, das Haus wird saniert. Die Kosten für die Wohnungen sind danach nicht mehr leistbar. Ein Zeichen für diese Gentrifizierung scheinen Dachgeschoßausbauten zu sein. Wo diese entstehen, ist die Aufwertung nicht mehr fern.

In Neubaugebieten versuchen sich die Bewohner an guter Nachbarschaft. Vom gemeinschaftlichen Kochen bis zur verpflichtenden Hausverwaltung wird probiert, die Nachbarn aufeinander einzuschwören. Es mutet etwas kommunenhaft an und verlangt eine gewisse Homogenität bei den Menschen, die der nachbarschaftlichen Interaktion kaum entfliehen können.

Vielen gefällt dies - es ist ja ein bisschen wie auf dem Land. Man schaut aufeinander und fühlt sich so sicher. Dörfliche Strukturen haben aber nicht nur ihr Gutes. Das fällt einem erst dann auf, wenn man kein Teil einer homogenen Masse sein kann - oder will. (Andreas Haberl, 15.6.2015)