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Auch mobile Röntgenbusse der MA 15 kommen bei den Tuberkulose-Untersuchungen in den betroffenen Wiener Schulen zum Einsatz.

Foto: APA/Herbert Pfarrhofer

Wien – In Wien sind an vier Schulen drei voneinander unabhängige Tuberkulose-Fälle bekannt geworden. Die Umgebungsuntersuchungen mit Personen, die engen Kontakt mit den Betroffenen hatten, sind laut dem Gesundheitsdienst der Stadt Wien (MA 15) im Laufen. Die Schulstandorte werden aber nicht öffentlich gemacht – aus Datenschutzgründen und wegen Bestimmungen des Tuberkulosegesetzes.

"Der Schutz der Schüler, Lehrer, Eltern und Kontaktpersonen steht im Vordergrund", sagt Sabine Gangel, Leiterin des Fachbereichs Infektionsvorsorge der MA 15. Rund 200 Personen werden untersucht. Mit Ergebnissen wird in den kommenden Wochen gerechnet.

Datenschützer protestieren

Datenschützer sind damit nicht einverstanden. "Im Datenschutzgesetz ist der Schutz der Privatsphäre von Menschen im Informationszeitalter geregelt – und nicht der von Behörden", sagt Hans Zeger, Obmann der Gesellschaft für Datenschutz. "Da wird ein Grundrecht von Behörden missbraucht. Wenn ich alles verschweige, wächst die Gerüchteküche."

"Dazu gibt es kontroversielle Meinungen" räumt Gangel ein. Aber es sei sichergestellt, dass all jene, die sich angesteckt haben könnten, informiert worden seien. Stellt sich in Gesprächen heraus, dass Betroffene mit weiteren Personen intensiven Kontakt gehabt haben, können auch zusätzliche Personen zu Umgebungsuntersuchungen eingeladen werden.

Tendenz von TBC-Fällen in Wien rückläufig

"Öffentliches Interesse ist bei hochansteckenden Infektionskrankheiten gegeben", sagt Gangel. Die Ansteckung bei Tuberkulose erfolge aber nur über an offener Tuberkulose erkrankte Menschen, die sich mit anderen länger in geschlossenen Räumen aufhalten. "Eine Ansteckung im Freien ist unwahrscheinlich." Die Tendenz von TBC-Fällen in Wien ist leicht rückläufig: 2014 gab es laut Gangel 216 Fälle. Ein Jahr davor waren es 262, also ähnlich viele wie 2012 (263) und 2011 (250).

Stuttgart: Schule wurde bei TBC-Fall genannt

Auch im deutschen Stuttgart wurde vor wenigen Wochen ein Fall einer offenen TBC-Erkrankung in einer Schule bekannt. Die Schule wurde in Medien genannt und vom dortigen Gesundheitsamt bestätigt. "Wir haben im Interesse der Öffentlichkeit gehandelt – auch, um einer Aufregung vorzubeugen", sagte Hans-Otto Tropp, der Leiter des Gesundheitsamtes, dem STANDARD. "Es ist naiv, zu glauben, dass das nicht irgendwie durchdringt. Und wir haben im Rahmen der Verbreitungsprophylaxe zu kommunizieren." (David Krutzler, 12.6.2015)