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Der FN präsentiert sich gern als Partei derer, die "keine Autos anzünden" (Archivbild)

Foto: REUTERS/Pascal Rossignol

Seit einer Woche sitzt Adrien Desport (25) in Untersuchungshaft. Der Jungpolitiker hatte es zum stellvertretenden Chef des rechtsextremen Front National im Départment Seine-et-Marne geschafft, wurde aber nun von einer Parteigenossin angezeigt, wie "Le Parisien" berichtet.

Er hat gestanden, mit Gesinnungsgenossen unter Alkohol- und Kokaineinfluss in der Nacht auf den 9. April insgesamt 13 Autos angezündet zu haben. Im Nachbarort Éragny-sur-Oise besprühten sie laut Anklage das Auto einen bekannten Front-National-Mitglieds mit Hakenkreuzen und dem Slogan "Anti-FN-Zone", um so den Verdacht auf linke Aktivisten zu lenken.

Am Tag darauf veröffentlichte Desport auf seiner Webseite dann einen "Offenen Brief an die Bürger von Mitry", in dem er den Behörden Untätigkeit vorwarf. In dem Schreiben behauptete er, mit Parteigenossen der Feuerwehr behilflich gewesen zu sein, weil auch direkt vor seinem Haus ein Auto gebrannt habe. Er selbst habe den "Pyromanen" davonlaufen gesehen, so Desport.

Granaten gefunden

Außerdem erstattete Desport im März dieses Jahres Anzeige, er sei beim Plakatkleben für den Front National von Linksaktivisten mit Tränengas angegriffen worden. Bei der Durchsuchung seines Hauses fand die Polizei diese Woche mehrere Granaten, Handschellen und eine Pistole für Gummigeschosse.

Dass ihm die Ermittler auf der Spur waren, dürfte Desport bis zuletzt nicht begriffen haben: bevor er am 6. Juni die Polizeistation betrat, verbreitete er auf Twitter ein Selbstporträt mit der Erläuterung, er werde demnächst "als Zeuge gegen eine Jugendbande aussagen". Der Tweet wurde mittlerweile gelöscht, fand aber weite Verbreitung.

Die fünf Mitangeklagten, alle zwischen 20 und 25, warfen Desport vor, sie zu den Taten angestiftet zu haben. Bei der Einvernahme am Mittwoch brach ein Angeklagter in Tränen aus. Der Prozess wird am 15. Juli beginnen, weil die Beschuldigten noch Zeit brauchen, um ihre Verteidigung vorzubereiten.

Der Front National betont, man habe Desport bereits vor zwei Wochen aus der Partei ausgeschlossen und werde ihn vor ein Schiedsgericht stellen. Trotzdem stellt die Anklage einen schweren Schlag für die Bemühungen Parteichefin Marine Le Pens dar, das Image der Partei nach der Absetzung ihres Vaters Jean Marie Le Pen zu verbessern. Sie präsentiert den Front gern als die Stimme der Franzosen, die "nicht demonstrieren, nichts kaputtmachen und keine Autos anzünden." (bed, 13.6.2015)