Das Innere der Putzentalalm im steirischen Naturpark Sölktäler: düsteres Licht, grobe Holzbalken, an der rußgeschwärzten Feuerstelle rührt die Wirtin in einem großen Kupferkessel. Heute mag das wie ein Almidyll aus vergangener Zeit wirken – die "gute alte Zeit" war jedoch vor allem eines: beschwerlich. Um nach der Arbeit wieder zu Kräften zu kommen, brauchten Senner und Sennerinnen kalorienreiche Speisen aus erschwinglichen Zutaten - Ennstaler Steirerkas zum Beispiel.

Der Schwarzensee liegt wie ein dunkler Spiegel in der Kleinsölk.
Foto: Uwe Grinzinger

Dieses ehemalige Arme-Leute-Essen wird auf den Almen der Kleinsölk bis heute nach alter Tradition "g’sotten, presst und aufbaht": Saure Magermilch wird im Kupferkessel aufgekocht, der entstandene Käsebruch in ein Leinentuch geschöpft. Dieser wird gewürzt, in die typische Kegelstumpfform gepresst und über der Feuerstelle gereift. Nach mehreren Wochen entwickeln die grau-braunen Käseklumpen dann ihr überaus würziges Aroma.

Alpine Gastromeile

Verkosten lässt sich die Spezialität im Rahmen einer "Steirerkas-Roas" im Kleinsölker Obertal. Rund zwei Stunden wandert man dabei auf einer alpinen Gastromeile, bestehend aus fünf bewirtschafteten Hütten: Breitlahnhütte (1.070 m) und Zauneralm am Ausgangspunkt, Harmer- sowie Jägeralm in der Mitte und Putzentalalm (1.354 m) am Ziel. Hier kann jeder für sich herausfinden, in welcher Kombination der Mürbkäse am besten schmeckt – auf dem Butterbrot, über Nocken oder als Sölker Steirerkaskrapfen, also mit Sauerkraut und Roggenmehl-Fladen.

Foto: Uwe Grinzinger

Auf dieser Talwanderung sind hin und zurück rund elf Kilometer zu bewältigen, allerdings großteils mit ausgesprochen moderater Steigung. Der Weg selbst verläuft auf einer geschotterten Almstraße und ist denkbar einfach, was Gehtechnik und Orientierung betrifft. Somit bleibt ausgiebig Gelegenheit, sich beim Wandern unbeschwert der Umgebung zu widmen. Die hat es nämlich in sich.

Perfektes Almensemble

Sommerbunte Almwiesen, darauf Kühe, die die saftigen Almkräuter gemächlich zu Milch verarbeiten und somit die Steirerkas-Produktion in Gang halten. Mal gibt sich der Schwarzenseebach zurückhaltend gurgelnd, mal schäumend und wild. Und dann ist da noch der Schwarzensee, mit knapp 23 Hektar der größte Bergsee der Schladminger Tauern. Am Südende mäandert der Putzentalbach durch mooriges Terrain, in der Nähe stürzt der Säusenbach über einen tosenden Wasserfall, bevor er in den See mündet.

Foto: Uwe Grinzinger

Erzherzog Johann schwärmte in seinen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahre 1810 über den See und dessen Umgebung: "Das Ganze ist äußerst schön und ich konnte mich nicht satt sehen. Die Ruhe in der großen Natur hat den höchsten Reiz und ich gestehe es, hier möchte ich jeden Sommer in Einsamkeit vierzehn Tage verleben."

Vom Schwarzensee geht’s weiter, nur einmal etwas kräftiger ansteigend, zur Putzentalalm, wo sich die Hütten in Bilderbuchlage an ein paar Felsblöcke schmiegen: In einem sattgrünen Amphitheater stürzen, je nach Jahreszeit, bis zu einem Dutzend Wasserfälle ins Halbrund des Talschlusses. Wer sich sattgesehen und -gegessen hat, kehrt einfach auf demselben Weg zum Ausgangspunkt Breitlahn zurück. (Uwe Grinzinger, 12.6.2015)