Die Deutsche-Post-Beschäftigten haben am Montag mit dem unbefristeten Streik begonnen.

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Düsseldorf – Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat ihren Streik bei der Deutschen Post erneut ausgeweitet. Mit Schichtbeginn am Freitag seien weitere tausend Brief- und Paketzusteller in Nordrhein-Westfalen zum unbefristeten Streik aufgerufen, teilte Verdi NRW Freitagfrüh mit. Damit beteiligten sich allein in NRW mehr als 4.500 Post-Beschäftigte an den Arbeitsniederlegungen.

Betroffen sind den Angaben zufolge ausgesuchte Orte der Niederlassungen Köln-West, Düsseldorf, Dortmund, Herford, Bonn, Duisburg, Münster, Essen, Hagen und Siegen. In den 14 Briefverteilzentren im Land gehe der unbefristete Streik ebenfalls weiter.

Am Donnerstag hatte Verdi von deutschlandweit 16.000 streikenden Mitarbeitern gesprochen, die Post AG gab ihre Zahl mit rund 15.000 an. Aufgrund von "Ausgleichsmaßnahmen" seien die Auswirkungen für die Kunden aber "weiterhin gering", teilte ein Unternehmenssprecher mit. Rund 87 Prozent der Briefe und 84 Prozent der Pakete würden ihre Empfänger pünktlich erreichen.

"Tarif- und sozialpolitischer Skandal"

Der Verdi-Fachbereichsleiter für Postdienste in NRW, Uwe Speckenwirth, nannte das Verhalten der Konzernspitze am Freitag einen "tarif- und sozialpolitischen Skandal". Das Unternehmen wolle seinen Gewinn von 2,97 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf fünf Milliarden im Jahr 2020 erhöhen. Das solle "wesentlich durch Lohnsenkungen bei den Beschäftigten erzielt werden, um den Aktionären eine noch höhere Dividende zu zahlen".

Die Beschäftigten hatten am Montag mit dem unbefristeten Streik begonnen. Knackpunkt in dem Tarifkonflikt ist die schlechtere Bezahlung bei den umstrittenen neuen Regionalgesellschaften. Die Mitarbeiter dort werden nicht nach dem Haustarifvertrag der Deutschen Post bezahlt, sondern nach den niedrigeren Tarifregelungen der Speditions- und Logistikbranche. Verdi lehnt das strikt ab und sieht darin einen Bruch früherer Vereinbarungen. (APA, 12.6.2015)