Die Atlantic Road im norwegischen Norden, befahren in einem Hauch von Blau.

Foto: Bentley

Es ist Sommer und hat ungefähr acht Grad: der Bentley Continental GT.

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Als Farbe bietet sich dieser Hauch von Blau an.

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Die neue Uhr ist übrigens auch hübsch und sehr stilvoll.

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Paul Jones rief an, sie hätten im Bentley Continental GT die Uhr neu gemacht, ein paar andere Sachen auch, ob wir nicht nach der Zeit schauen wollten. Paul Jones ist bei Bentley der zuständige Produktmanager für den Continental, er ist ein netter Kerl, der Continental GT ein klasses Auto, keine Frage. Und immerhin, es ging um die Uhr. Kleiner Haken: Das Auto stand in Norwegen. Nicht in Oslo, sondern in Ålesund. Aber Paul Jones versprach die schönste Straße der Welt. Nicht eine schöne Straße, auch nicht eine der schönsten, sondern die schönste Straße der Welt. Also auf nach Norwegen.

Das war dann gar nicht so einfach, letztendlich benötigten wir einen Helikopter, um ins Storfjord Hotel zu gelangen. Auf dem Parkplatz aber standen sie, die Continental GTs, die Acht- und Zwölfzylinder, die Coupés und Cabrios. Wir nahmen uns am kommenden Morgen ganz zwanglos den GT Speed, sechs Liter Hubraum, zwölf Zylinder, 635 PS, das sollte fürs Erste reichen. Hunderte Fjorde, kaum festzustellen, ob noch Festland oder schon Insel, über Brücken und durch Tunnels, vorbei an Schafen grunzte zufrieden der Motor, im Nachhall böllerte es wohlig.

Als wir das Meer zurückließen und an Höhe gewannen, veränderte sich die Landschaft und wurde dramatisch, regelrecht melodramatisch, schroffe Felsformationen ragten an beiden Seiten der Straße heraus, die Kurven wurden immer enger, die Kilometer fädelten sich eng zusammenliegend auf, wir erklommen die Trollleiter vom Storfjord aus, brachten knapp tausend Höhenmeter hinter uns, Nebel zog auf, auf dem Pass oben standen wir schließlich etwas ratlos im Schnee und heizten im Wagen gut ein. Die Route ist fantastisch. Aber noch nicht die schönste Straße der Welt, wenn auch schon schön.

Ausreichend Wucht

In Angvik am Tingvollfjord nahmen wir in der Gamle Handelssted schließlich ein paar Salatblätter mit Fisch zu uns, wechselten auf den GT V8 S Convertible, der unsere Jugendlichkeit, Dynamik und Sportlichkeit noch eindrucksvoller unterstreichen sollte. Vier Liter Hubraum, acht Zylinder und 528 PS. Da ist vielleicht nicht ganz so viel Wucht wie beim Zwölfzylinder dahinter, aber glauben Sie mir, ausreichend, mehr als ausreichend. Ein bisschen schlanker, und nicht dass Benzinsparen bei einem Bentley jetzt ein Thema wäre, aber letztendlich schlägt sich der Verbrauch auch auf die Reichweite nieder, das kann nicht schlecht sein.

In Molde schlugen wir schließlich das Dach zurück und nahmen die Straße in Angriff, die sich Atlanterhavsveien nennt und von der Paul Jones behauptet, es sie die schönste der Welt. Acht Grad, das war frisch, musste aber reichen. Wie gut, dass wir in Norwegen unsere Mützen mithatten.

Tatsächlich hüpften wir dann von Insel zu Insel, schmiegten uns der Küste entlang, stiegen und sanken mit den Wellen, erklommen Brücken nach Brücken. An der Storseisundet-Brücke, die sich gewunden in die Höhe schraubt und den Eindruck erweckt, sie sei eine Schanze, die einen ins Meer entlässt, stand fest: die schönste Straße der Welt. Paul Jones hat recht. Und in diesem Moment schien es unvorstellbar, diese einzigartige Straße in einem anderen Auto als einem Bentley Continental GT zu befahren.

Hauch von Blau

Das ist das perfekte Cabrio für die eilige Lady und den hurtigen Lord, von zeitloser Eleganz, aber doch auch ein Statement des Habens und Wollens. Als Farbe böte sich dieser Hauch von Blau an, für das kräftigere Auftreten, ein Aufstampfen quasi, gäbe es auch ein giftiges Grün oder ein kräftiges Gelb, aber dieser Hauch von Blau ist in seiner Unwirklichkeit von Farbe schon recht entzückend.

Auch so eine Neuerung, wobei der Bentley-Kunde ja keine wirklichen Neuerungen mag, so wie der Standard-Leser den Relaunch scheut und lieber zum gut Vertrauten greift. Ein Bentley-Abo begänne jetzt mit dem Continental GT Coupé V8 bei 226.000 Euro, quasi Einstieg, und ginge hinauf bis 305.000 Euro, da gibt es dann die zwölf Zylinder im Speed. Recht viel anders kann man die Atlantic Road eigentlich nicht bereisen.

Ach ja, die neue Uhr im Bentley. Sehr hübsch und stilvoll. (Michael Völker, 14.6.2015)