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"Buddha" bedeutet wörtlich "der Erwachte", was sinngemäß auch auf die Volkswirtschaften Chinas und Indiens zutrifft.

Foto: apa/epa/Lynn Bo Bo

Wien – Als Jugendlicher hat er mit seinem Bruder einen Teestand betrieben, rund ein halbes Jahrhundert später ist Narendra Modi Premierminister Indiens. Angesichts dieses Vorbilds ging mit seiner Vereidigung im Mai des Vorjahres ein Ruck durch das Land, der auch die Börse erfasste. Seither stehen beim Sensex-Index Zugewinne von einem Fünftel zu Buche.

Völlig zu Recht, wenn es nach der Einschätzung von Alex Homan, Investment-Director für Emerging Markets des Fondsanbieters Fidelity, geht. Denn unter den Schwellenländern hat er Indien weit oben auf seiner Liste aufgrund des nach oben zeigenden Wachstumstrends. Für heuer erwartet er eine Steigerung der Wirtschaftsleistung zwischen sieben und 7,5 Prozent.

Investitionen in Infrastruktur

Auch Homan setzt auf die Aufbruchsstimmung in Indien, nachdem das Wachstum jahrelang durch überbordende Bürokratie gebremst worden sei. Damit soll unter der rechtskonservativen Regierung unter Premierminister Modi Schluss sein und stattdessen eine wirtschaftsfreundliche Politik betrieben werden - etwa durch ein Investitionsprogramm in Infrastruktur wie Straßen, das Wachstumsimpulse geben soll.

Darüber hinaus ortet Homan eine deutlich verbesserte Stimmung im Land, sowohl was die Wirtschaft als auch was die Haushalte betreffe. Dies zeigen seiner Ansicht nach auch die Absatzzahlen von Autos und vor allem von Lkws, die nach einem jahrelangen Abwärtstrend nun wieder steil nach oben zeigen. Auch die tieferen Preise für die meisten Rohstoffe würden Indien als Nettoimporteur unterstützen, daher rechnet Homan mit einem Absinken der Inflation auf vier Prozent.

Daher würde er Investitionen in Indien gegenüber China bevorzugen, aber auch wegen der nachlassenden Wachstumsraten im Reich der Mitte. Ganz im Gegenteil zu Friedrich Strasser, Vorstand der Bank Gutmann, der wiederum auf China setzen würde. Aufgrund regelmäßiger Reisen in das Land meint er, dass der Wandel von einer exportorientierten zu einer vom Binnenmarkt getriebenen Wirtschaft gut funktioniere.

Ein Treiber ist für Strasser der Mittelstand, sowohl was die Wirtschaft als auch was die Bevölkerung betrifft: Dieser habe bereits ein hohes Maß an Ersparnissen angesammelt, für die China Zugang zum Kapitalmarkt schaffen bzw. ausbauen will. Dazu werde eine Börse für mittelständische Unternehmen aufgebaut, die durch Kapitalzufuhr aus privaten Haushalten gespeist werden soll. Damit dieser Kapitalfluss nicht abreißt, wird das Sozialsystem ausgebaut, was das frei verfügbare Einkommen der Bevölkerung erhöht.

Know-how-Partnerschaften

Zudem werden laut Strasser "Know-how-Partnerschaften" mit Europa für Impulse sorgen, etwa durch länderübergreifende Übernahmen und Zusammenschlüsse: "Das darf man nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance." Europa sollte sich aufgrund der hohen Lohnkosten auf Forschung und Entwicklung fokussieren und auf Produktionsmaschinen, die Erzeugung selbst könne in China erfolgen. Aufgrund dieser Treiber rechnet Strasser mittelfristig mit weiterhin hohen Wachstumsraten von jeweils rund sieben Prozent in den nächsten fünf Jahren.

Daher empfiehlt er, Investitionen in China auf lange Sicht auszulegen, denn kurzfristig hält Strasser den Aktienmarkt nach dem steilen Anstieg für etwas überhitzt. Fidelity-Experte Homan bringt zusätzlich die erwarteten US-Zinserhöhungen ins Spiel: "Steigende Zinsen in den USA könnten die Stimmung der Investoren gegenüber den Schwellenländern beeinträchtigen." Die Auswirkungen hält er aber für geringer als früher, da die Verschuldung von Unternehmen aus Schwellenländern in Hartwährungen wie dem US-Dollar abgenommen habe. (Alexander Hahn, 12.6.2015)