Wien/Gumpoldskirchen - Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat großes Interesse, den Einfluss des Staates bei den Casinos Austria zu verstärken. Laut "Kurier" will Schelling bereits nächste Woche ein Angebot für die Übernahme weiterer 16,79 Prozent legen. Bestätigt wird das nicht, jedoch verweist das Finanzministerium auf die Steuerleistung der Casinos. Den Novomatic-Einstieg bei den Lotterien sieht man gelassen.

Derzeit hält der Staat, über die Staatsholding ÖBIB, bereits 33,2 Prozent an den Casinos Austria (Casag). Die restliche Aktionärsstruktur ist zersplittert, zudem sind die Eigentümer - Banken und Private - über Syndikatsverträge aneinander gebunden und haben Vorkaufsrechte. Wenn einer der Eigentümer verkaufen will, haben die Mitgesellschafter drei Monate Zeit, ein Angebot zu legen. Liegt gleichzeitig ein höheres Offert eines Dritten vor, dürfen die Miteigentümer noch einmal nachbessern.

Frist bis 20. Juni

Bei den Casinos hat am 20. März the MTB Privatstiftung der 87-jährigen Maria Theresia Bablik offiziell ihre Verkaufsabsichten geäußert. Das war jener Tag, an dem die Staatsanteile an den Casinos von der Nationalbank-Tochter Münze Österreich auf die ÖBIB übergingen. Die Frist für Übernahmeangebote von Mitaktionären endet am 20. Juni.

Weder Finanzministerium noch ÖBIB wollten sich am Donnerstag konkret zu einem eventuellen Angebot äußern. Derzeit würden verschiedene Optionen evaluiert. "Ob und welche Anteile wir aufnehmen werden, wird Ergebnis der Evaluierung sein", so ein ÖBIB-Sprecher am Donnerstag. "Der ganze Prozess wurde durch Verkaufsabsichten eines Aktionärs ausgelöst, daher mussten wir uns mit dem Thema beschäftigen."

In Finanzministeriumskreisen heißt es, dass es bereits "in den nächsten Wochen" zu einem Abschluss der Verhandlungen kommen könnte. Eine konkrete Deadline gebe es nicht.

Da die Casinos einer der größten Steuerzahler des Landes seien und viele Jobs stellten, sei es dem Finanzminister ein "strategisches Anliegen, die Casag nachhaltig abzusichern und wirtschaftlich erfolgreich weiterzuentwickeln", so eine Sprecherin des Ministeriums. "Dafür werden derzeit in Ruhe mehrere Optionen geprüft."

Den Einstieg des niederösterreichischen Glücksspielkonzerns Novomatic bei den Lotterien, an denen die Casinos mehr als zwei Drittel halten, sieht man im staatsnahen Bereich gelassen. Auf die Gesamtstrategie des Finanzministers, das Unternehmen in Österreich zu halten, habe das keinen Einfluss, da strategische Entscheidungen auf Konzernebene (Casinos Austria) getroffen würden.

Novomatic indes hat durchaus Interesse, den Lotterien-Anteil von 7,94 Prozent auszubauen. "Sollte es die Gelegenheit geben, weitere Anteile zu übernehmen, so werden wir uns das natürlich ansehen", so ein Sprecher. (APA, 11.6.2015)