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Sir Christopher Lee im Jahr 2012. Der Schauspieler, der bis zuletzt aktiv war, starb 93-jährig.

Foto: REUTERS/Morris Mac Matzen

Wien/London - Selbst ein Mann, der in rund 280 Filmen mitwirkte (wie viele es wirklich waren, wusste er selbst nicht), hat einen Lieblingsfilm. Für Christopher Lee war es The Wicker Man (1973), einer der wenigen, für die das Wort "Kultfilm" gelten darf. Lee spielt Lord Summerisle, den Anführer einer hippieesken, auf grausame Rituale eingeschworenen Gemeinde einer schottischen Insel. Anthony Schaffer hat den Part des Schamanen eigens für ihn geschrieben.

"Es ist ein außergewöhnlicher Film", pflegte Lee, 1922 als Sohn eines Obersts und einer italienischen Gräfin in London geboren, noch im hohen Alter über den "Citizen Kane des Horrofilms" zu schwärmen. Diabolisch, verführerisch und von einer Autorität, der man sich fügen muss - so wirkte Lee auch in etlichen anderen Parts, nicht zuletzt als Dracula, den er ab 1958 für die britischen Hammer-Studios acht Mal verkörpern sollte. Der hochgewachsene Lee verlieh dem Vampir ein damals ungewohnt erotisch-elegantes Auftreten.

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Der transylvanische Fürst brachte ihm alle anderen Rollen ein, sei es eine ägyptische Mumie, sei es der schreckliche Rasputin, sei es Scaramanga, einer der besten Bond-Gegenspieler aller Zeiten, ein Mann mit drei Brustwarzen, einem kleingewachsenen Gehilfen und natürlich dem titelgebenden goldenen Colt. Schon Dr. No wollte Lee spielen, damals zog er noch den Kürzeren.

Christopher Lees Karriere blieb über alle Umbrüche des Kinos hinweg erhalten. Wer sonst kann von sich behaupten, zuerst so lange das populäre Horrorfach zu prägen, dann aber auch noch in Star Wars (Count Dooku!) und in Herr der Ringe (Saruman!) mit dabei zu sein? Nachfolgenden Generationen blieben die auratischen Qualitäten Lees nicht verborgen. Tim Burton arbeitete mit ihm viermal, unter anderem in Sleepy Hollow. Martin Scorsese besetzte ihn in seiner Kino-Hommage Hugo als weisen Bibliothekar.

Eigentlich wollte Lee, der mehrere Sprachen, auch Deutsch beherrschte, jedoch Opernsänger werden (realisieren konnte er aber nur Heavy Metal). 2009 wurde er von der Queen in den Ritterstand erhoben - im Kino war er da schon der geliebteste Aristokrat unter all den Ungeheuern, Monstern und Schurken. Am Sonntag ist Sir Christopher Lee an einem Herzversagen in London gestorben. (Dominik Kamalzadeh, 11.6.2015)