Late Night Satire Talkshow: "Willkommen Österreich mit Stermann & Grissemann" am Dienstag, 9.6.2015.

Foto: ORF/Hans Leitner

Ich zweifle daran, dass mein Kathodenstrahlröhrenbildschirm noch eine Zukunft hat. Zwar sagt man gemeinhin, dass aus der Mode Gekommenes irgendwann wiederkehrt, also eine Renaissance erlebt wie Vollbärte oder Maggiwürze. Bei meinem Kasten sehe ich diesbezüglich jedoch kein Potenzial. Er gehört zur Welt von Gestern.

Man muss es so pathetisch sagen: Das Fenster zur Welt, das er einmal stolz dargestellt hat, wird immer kleiner. Schon im Vorjahr verabschiedeten sich jene Kanäle, die ab da ausschließlich digital sendeten. Und auch alle übrigen Fernsehstation werden auf uns Analogdeppen selbstverständlich keine Rücksicht nehmen.

Ihm zuzuschauen ist jetzt schon traurig. Vom linken Bildrand zieht immer öfter grüne Farbe herein und tunkt selbst die agilsten Gesichter in fahles Licht. Er kann das einfach nicht mehr so gut steuern. Immerhin: Beim Einschalten schnurrt er noch immer wie ein glückliches Haustier. Steht seelenruhig herum, ohne von seinen abgeschlankten Nachfahren die geringste Ahnung zu haben.

An ihn weiterhin zu glauben wäre aber so, als klammerte man sich an die Hoffnung, von der Schreibmaschine E-Mails verschicken zu können. Der Abschied naht.

Vermutlich wird mein Röhrenfernseher den Geist aufgeben, bevor die Fernsehwelt vollens digitalisiert ist. Und in dieser schönen Zeit jubiliere ich noch über erfolgreich, wenn auch grünschattiert hereingesendete zwei Herren: Dirk Stermann und Christoph Grissemann. Deren bei Willkommen Österreich avisierte Koalition der Erdogan-Partei mit der burgendländischen FPÖ war es dienstags überaus wert, meinen eigentlich schonungsbedürftigen Kasten zu bemühen. (Margarete Affenzeller, 10.6.2015)