An jenem Ort im Wiener Prater, wo vor 100 Jahren die Biologische Versuchsanstalt (BVA) stand, wird am Freitag eine Gedenktafel feierlich enthüllt. An diesem Tag wird in der Aula der Österreichischen Akademie der Wissenschaften außerdem eine Büste des BVA-Gründers Hans Leo Przibram (unten) aufgestellt.

Foto: Archiv der ÖAW
Foto: Archiv der ÖAW

Wien - Bis zu dieser Woche war es nur wenig, das in Wien an die Biologische Versuchsanstalt (BVA) erinnerte, einem der bemerkenswertesten Forschungsinstitute, das es im 20. Jahrhundert in Österreich gab. Im Prater, wo das 1945 zerstörte Institutsgebäude stand, verweist seit 1957 immerhin die Bezeichnung Vivariumstraße indirekt an die 1902 mit rein privaten Mitteln gegründete BVA.

Die Gründer des Instituts - Wilhelm Figdor, Leopold von Portheim und Hans Przibram - hatten ihr neuartiges Forschungsinstitut nämlich im Prachtbau des Vivariums direkt an der Prater Hauptallee eingerichtet, das sie zu diesem Zweck erwarben und mit erheblichen eigenen Mitteln in ein modern ausgestattetes interdisziplinäres Forschungsinstitut verwandelten. Dort sollte in den folgenden 35 Jahren vielen großen Fragen der Biologie experimentell nachgegangen werden.

1914 ging die BVA per Schenkung an die Akademie der Wissenschaften, um ihren weiteren Betrieb aufrechtzuerhalten. Leopold von Portheim, Hans Przibram und sein Bruder, der Physiker Karl Przibram, hinterlegten zu diesem Zweck noch einmal je 100.000 Kronen an Stiftungskapital, nach heutiger Umrechnung rund zwei Millionen Euro.

Doch die Akademie der Wissenschaften bot nicht die erhoffte Unterstützung für dieses immer wieder als "jüdisch" denunzierten Forschungsinstituts. Nach dem "Anschluss" 1938 wurden die beiden Gründer Przibram und Portheim sowie die Mitarbeiter jüdischer Herkunft von einem Tag auf den anderen buchstäblich ausgesperrt und das Stiftungsvermögen wurde eingezogen.

Sieben BVA-Forscher, darunter Hans Przibram und seine Frau Elisabeth, wurden von den Nationalsozialisten in den Tod getrieben oder ermordet, wie Standard-Wissenschaftsredakteur Klaus Taschwer vor etwas mehr als zwei Jahren an dieser Stelle berichtete. Diese Recherchen trugen mit dazu bei, dass im Vorjahr anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums der Schenkung mit einem Symposion an die innovativen Forschungen der BVA und ihrer Wissenschafter erinnert wurde.

Am 12. Juni wird nun abermals der BVA und ihren Mitarbeitern gedacht: Am Vormittag wird am Zaun des Schulverkehrsgartens - also dort, wo die BVA früher stand - eine Gedenktafel enthüllt, die an die drei Gründer sowie die Opfer der Versuchsanstalt erinnern wird. Am Nachmittag wird eine begleitende Ausstellung in der Aula der ÖAW eröffnet und außerdem von ÖAW-Präsident Anton Zeilinger jene Büste Hans Przibrams enthüllt, die der Akademie bereits vor fast 70 Jahren von Przibrams Tochter Doris Baumann geschenkt worden war.

Schließlich geht an diesem Tag auch noch ein Gedenkbuch mit den Lebensläufen jener rund 70 Forscher online, die bis 1938 an der Akademie arbeiteten und danach Opfer des Nationalsozialismus wurden. (red, 10.6.2015)