Ford Mustang auf europäischen Straßen als Fastback, sprich Coupé, in Gelb ...

Foto: Ford

... und als Convertible, sprich Cabrio, in weniger aufregendem Blau. Rot gibt es auch noch zur Auswahl.

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Gleich einmal vorweg, und das mag manche überraschen: Der neue Ford Mustang ist ein wirklich tolles und in Maßen auch vernünftiges Auto. Es ist der beste Ford Mustang aller Zeiten, sofern man nicht ein hoffnungsloser Romantiker ist und als Oldtimer-Liebhaber den vergangenen Zeiten und Formen nachhängt. Und wahrscheinlich ist der Mustang das beste derzeit verfügbare Muscle-Car, verglichen mit anderen Modellen, die vorwiegend am US-Markt zu haben sind.

Ford hat sich aus guten Gründen so lange Zeit gelassen, bis mit dem Mustang wieder europäischer Boden betreten wurde. Das neue Modell hält allen europäischen Erwartungen und Erfordernissen stand. Der Wagen ist perfekt verarbeitet, was in den USA jetzt nicht der allererste Anspruch der Kunden ist, und er liegt fest und hart auf der Straße, was man in den USA so jetzt auch nicht gewohnt ist. Das liegt vor allem am Performance-Paket, das in den USA optional, in Europa aber serienmäßig ist.

Dazu kommt der Preis. Der Achtzylinder beginnt als Fastback, sprich Coupé, bei 54.000 Euro, so günstig ist kein anderer Achtzylinder-Sportwagen zu haben. Der Mustang GT Convertible, also die Cabrioversion, ist als Achtzylinder um 59.600 Euro zu haben. Für die Automatikversion, die wir aber nicht gefahren sind, weil noch nicht verfügbar, muss man jeweils mit einem Aufpreis von 1500 Euro rechnen.

Kleinere Variante

Dafür bekommt man einen fetten Achtzylinder mit knapp fünf Liter Hubraum und 418 PS - und den entsprechenden Sound, der bei der Mustang-Klientel keine ganz unwichtige Rolle spielen dürfte.

Und dann gibt es noch die kleinere Variante mit dem Ecoboost-Motor, wie Ford den Vierzylinder fast schamhaft umschreibt. Vierzylinder in einem Ford Mustang? Puristen und Traditionalisten werden empört abwinken. Kommt nicht infrage. Aber wir wollen einmal nicht kleinlich sein. Der Vierzylinder leistet immerhin 314 PS, was ja nicht wenig ist, und was wirklich für ihn spricht, das ist zum einen der Preis.

Das Coupé beginnt bei 42.400 Euro, das Cabrio bei 47.500. Und man sitzt in einem Ford Mustang. Zum anderen: der Verbrauch. Der Achtzylinder säuft, das lässt sich nicht verheimlichen. Mit dem Vierzylinder kann man unter zehn Liter Benzin auf hundert Kilometer auskommen, mit dem Achtzylinder wohl eher nicht. Da stehen um die 16 Liter auf dem Display, und wer sich im Sportmodus austobt, wird an der 20-Liter-Marke schrammen, das mag ein Argument für die vier Zylinder sein.

Sound und Geräusche

Dafür ist der V8 aber auch außerordentlich. 418 PS schieben wirklich kräftig an, in 4,9 Sekunden ist man auf hundert und wird dabei von einer grandiosen Symphonie begleitet. Es ist nicht so, dass man im Vierzylinder den Motor gar nicht hört, aber man könnte jetzt nicht von dem sprechen, was man gemeinhin als "Sound" bezeichnet.

Hinterradantrieb ist sowieso Programm, und um den Kleinen nicht kleinzureden, muss man sagen, dass die Fahrleistungen durchaus überzeugen können. Aber wenn man zuerst den Achtzylinder gefahren ist und noch den Sound im Ohr hat, dann auf den Vierzylinder umsteigt, wird man unglücklich und ratlos sein, und eine ideologische Frage stellt sich auch: USA, Muscle-Car, egal ob damals oder heute, da gehören einfach acht Zylinder dazu. Vier sind schon recht wenig, auch wenn Ford gehörig Leistung rauskitzelt.

Grandios ist jedenfalls die Schaltung. Der Mustang ist ein rauer Geselle, und so ist die 6-Gang-Schaltung ganz kurz und knackig, fast ruppig. Zur Automatikversion liegen noch keine Erfahrungsberichte vor.

Geschmacksfrage

Ob einem das Auto gefällt oder nicht, mag eine Geschmacksfrage sein, wir finden ihn gelungen, und er schreckt uns auch auf europäischen Straßen nicht. Der Anschluss an das alte, legendäre Modell der 1960er- und 70er-Jahre ist mit etlichen Zitaten gut gelungen, wenn auch das 2015er-Modell ein ganz eigenständiges Auto und nicht bloß ein Aufguss oder Abklatsch ist.

In den USA ist der Mustang jedenfalls ein voller Erfolg, alt wie neu. Bis zum heutigen Tag wurden weltweit fast zehn Millionen Stück verkauft, in Europa ist der alte Mustang mit Abstand das begehrteste Classic Car am Markt. Wie gut sich der Neue hierzulande verkaufen wird, ist unklar. In Österreich rechnet man vorerst mit bescheidenen Absatzzahlen, der Wagen bleibt somit exklusiv, wenn einer darauf Wert legt, und für Ford erfüllt der Mustang auf alle Fälle den Zweck, das Image in Richtung wild, leidenschaftlich und sportlich aufzupolieren.

Die ersten Modelle sollten zu Sommerbeginn verfügbar sein, leider in umgekehrter Reihenfolge, also zuerst das Coupé, und erst dann, zu Herbstbeginn, wenn es kälter wird, das Cabrio. (Michael Völker, Rondomobil, 20.6.2015)