Hausgemachte Mehlspeisen und deftige Hausmannskost stehen in der Vollpension auf dem Speiseplan.

Foto: Mark Glassner

Tauben füttern im Beserlpark war einmal. Ab sofort päppeln Wiener Omas retrosüchtige Hipster sechs Tage die Woche mit hausgemachten Mehlspeisen wie Buchteln oder gebackenen Mäusen auf.

Und das kam so: Was 2012 als soziale Intervention im Rahmen der Vienna Design Week geprobt wurde, tourte zuerst eine Weile durch Wien und gastierte beim Europäischen Forum Alpbach. Seit Anfang Juni ist die "Vollpension" in der Wiener Schleifmühlgasse nun eine fixe Institution für Senioren, die in Teilzeit backen oder kochen und ein bisserl Schmäh führen wollen.

Mehlspeisen und Hausmannskost

Die als Marketing-Maßschneider bekannten Gebrüder Mike und Moritz Stitch gingen dabei von bekannten Tatsachen aus: In Österreich gibt es über 500.000 alleinstehende Seniorinnen und Senioren, ein Viertel davon lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein weiteres Viertel nur knapp darüber.

Vor allem in Städten leben viele alleinstehende ältere Menschen, die eine sinnstiftende Tätigkeit und jemanden zum Plaudern suchen. Die "Vollpension" soll als Generationencafé, in dem sich Mixer und Plattenteller drehen, genau das bieten und ein Zusatzeinkommen ermöglichen.

Mit der Aufwertung vom gemeinnützigen Verein zur Geschäftsidee ist das Angebot gewachsen: Neben Mehlspeisen von der Oma und dem Hausgetränk Eierlikör gibt's jetzt auch was Ordentliches auf die Rippen - Hausmannskost wie Schweinsbraten oder Krautfleckerln nach Familienrezepten etwa. Letztere werden nicht ausgeplaudert.(Sascha Aumüller, RONDO, 12.6.2015)