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Ein zentrales Feature ist "For You", wo Nutzer Empfehlungen von Musikexperten, basierend auf ihren Vorlieben erhalten.

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Damit bessere Vorschläge erstellt werden, soll man Apple Music mitteilen, welche Songs und Künstler man mag.

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Apple startet mit Beats 1 auch einen eigenen Radiosender.

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Apple hat wieder "one more thing". Am Montag präsentierte das Unternehmen zum Auftakt seiner Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco seinen neuen Musikstreamingdienst Apple Music. Dafür kaufte das Unternehmen im vergangenen Jahr den Kopfhörerhersteller und Streamingdienst-Anbieter Beats um drei Milliarden US-Dollar, dafür holte man Musikexperten wie den britischen DJ Zane Lowe.

Die Ausgangslage

Die aktuelle Situation der Musikbranche erinnert an die Lage von Sony in den 80er und 90er Jahren: Mit dem tragbaren Kassettenplayer Walkman dominierten die Japaner damals das Geschäft mit der mobilen Musik und feierten in der Musikbranche Erfolge mit dem Plattenlabel Sony Music.

Doch als mit der Tauschbörse Napster auch in der Musikbranche die Digitalära begann, sprang Sony nicht auf. Statt auf das gängige Digitalformat MP3 zu setzen, setzte das Unternehmen komplizierte Kopierschutz-Verfahren - auch weil man bei Sony Music Einbußen durch ein offenes Digitalformat befürchtete. Gebracht hat es nichts. Der Walkman verschwand in der Versenkung, während iPod und iTunes maßgeblich zum Wiederaufstieg von Apple beitrugen.

Nun muss Apple aufholen: Streamingdienste wie Spotify, Deezer oder Tidal machen den Download von Musik überflüssig. Da Apple mit iTunes den Download-Markt dominiert, hat der iPhone-Hersteller bei dieser Trendwende viel zu verlieren. Der neue Dienst soll das verhindern.

Eine App für Alles

Apple startet keine Zusatz-App, sondern hat seine Musikanwendung komplett umgemodelt. Alles wird in einer App zusammengefasst: Musik aus iTunes, Lieder aus der eigenen Musiksammlung (auch von CDs gerippte) und den neuen Streamingdienst. Nutzer haben damit Zugriff auf über 30 Millionen Lieder. Über den Streamingdienst können sie einzelne Songs, Alben und Playlists abspielen. Downloads stehen weiterhin über iTunes zur Verfügung. Laut Apple ist auch das Speichern zum Offline-Hören möglich.

Personalisierung

Um neue Musik zu entdecken, führt Apple Music kuratierte Wiedergabelisten ein. Diese werden laut Apple nicht von Algorithmen erstellt, sondern von Musikexperten ausgewählt. Die Mixes aus Alben, Neuerscheinungen und Playlists werden für Nutzer personalisiert und im Bereich "For You" präsentiert. Wie exakt die Vorschläge auf die persönlichen Vorlieben einzelner Nutzer abgestimmt sein sollen, ist nicht ganz klar. Um die Vorschläge zu verbessern, sollen Nutzer Apple Music mitteilen welche Songs und Künstler sie mögen.

Apple hat für den Musikdienst zudem die Integration von Siri erweitert. So kann man die Sprachassistentin beispielsweise "Spiele die besten Songs von 1994" oder "Was war die Nummer 1" eines bestimmten Jahres suchen lassen.

Radiosender

Daneben startet Apple auch einen Angriff auf Radiosender mit dem eigenen Channel Beats 1. Die Moderatoren Zane Lowe, Ebro Darden und Julie Adenuga werden täglich rund um die Uhr live aus Los Angeles, New York und London über Musik und Musikkultur berichten. So soll es auch Interviews, Gastmoderatoren und News geben. Zusätzlich gibt es von DJs erstellte Sender zu verschiedenen Musikgenres. Die Sender sollen auch ohne Abo empfangbar sein, mit einer Mitgliedschaft können die Songs übersprungen werden.

Netzwerk

Mit Connect will Apple eine Präsentationsplattform für Künstler schaffen, die darüber unter anderem Videos, Fotos und Liedertexte teilen können. Nutzer können die Postings kommentieren und selbst auf Facebook, Twitter, E-Mail und Messages teilen. Connect erinnert entfernt an Ping – ein soziales Musiknetzwerk, das Apple 2010 in iTunes gestartet hat. Es floppte allerdings und wurde 2012 wieder eingestellt. Ob Connect besser angenommen wird, wird daher mit einer gewissen Portion Skepsis begleitet.

Verfügbarkeit

Apple Music startet am 30. Juni in über 100 Ländern. Wo genau, ist allerdings noch nicht so klar. Auf der deutschen Apple-Website findet sich zwar schon ein eigener Bereich zu Music, auf der österreichischen jedoch noch nicht. Auf Nachfrage des WebStandard bei der PR-Vertretung von Apple Österreich heißt es, dass es dazu noch keine Informationen gibt.

Nach einer dreimonatigen Probemitgliedschaft fallen im Monat 9,99 US-Dollar an – der gleiche Preis, den auch Spotify und Google verlangen. Darüber hinaus bietet Apple eine Familienlizenz um 14,99 Dollar für bis zu sechs Personen. Die lokalen Preise werden zum Marktstart bekannt gegeben. Neben iOS, Mac und Windows wird Apple Music ab Herbst auch für Apple TV und Android verfügbar sein.

Konkurrenz reagiert einsilbig

Die Konkurrenz reagierte auf der neue Angebot verhalten. "Oh ok", schrieb Daniel Ek, der Gründer und CEO von Spotify, am Montag in einem schnell wieder gelöschten Tweet. (Birgit Riegler, APA, 9.6.2015)