Wien - Es war ein Gastspiel besonderer Art, zumal Konzerthaus-Generalsekretär Matthias Naske zuvor die Geschicke der Luxemburger Philharmonie und in den letzten Jahren auch jene ihres Orchester lenkte. Nicht nur der dortige strukturelle Umbau - einschließlich des Abwendens drohenden Stellenverlusts - war erfolgsgekrönt, auch das Niveau des Orchestre Philharmonique du Luxembourg kann sich durchaus hören lassen.

Mit Emmanuel Krivine, dem in der nächsten Saison Gustavo Gimeno nachfolgen wird, war in den letzten acht Jahren offenbar genau der Richtige als Musikdirektor am Werk: ein präziser Handwerker ohne Allüren und Selbstdarstellungsdrang, aber ein großartiger Inspirator für allesamt gute Musiker, die spürbar hochmotiviert ihr Bestes geben. Und dies nicht nur, wenn es um solistische Beiträge geht, sondern insbesondere auch im recht homogenen orchestralen Miteinander.

Sparsam und gedrängt

Das Programm beim Musikfest kreiste dramaturgisch schlüssig um Abschied und Neuanfang: Anton Weberns Opus 1, die große und doch so sparsam gedrängte Passacaglia, mochte an ihren nackteren Stellen an der einen oder anderen leichten Intonationstrübung leiden, doch schuf der Dirigent bestechende Klarheit in der komplex verzweigten Form, einen atmenden Fluss und ein sinnliches Farbenspiel.

Mit aller gebotener Zurückhaltung stellte er dann die Seelenpein von Mahlers Kindertotenliedern heraus, die Bariton Matthias Goerne mit schonungsloser Drastik, doch eher introspektiv als expressiv wie am eigenen Leib zu durchleiden schien.

Das - geht es nach dem Komponisten - "optimistische" Husarenstück bewältigte das Orchester dann aber erst mit Richard Strauss' Also sprach Zarathustra: Zwar war die anfängliche Morgenröte nicht gänzlich ungetrübt, doch schuf Krivine keine Abfolge von Episoden, zu der die Tondichtung leicht zu zerfallen droht, sondern einen einzigen großen Spannungsbogen inklusive bravourös gemeisterter Fuge und einem "Nachtwandlerlied" von spontaner Musizierlust. (Daniel Ender, 8.6.2015)