Die Einführung der Refunds ließ die Verkäufe von "Beyond Gravity" plötzlich ins Bodenlose sacken.

Foto: Qwiboo/Steam
Foto: Qwiboo

Vor wenigen Tagen hat Steam seine Politik für die Rückgabe von gekauften Spielen drastisch geändert. Gab es zuvor nur Rückerstattungen für bislang nicht gespielte Games, gewährt die Plattform den Spielern nun die Möglichkeit, Titel bis zu maximal zwei Stunden anspielen zu können.

Ein Schritt, der an sich sehr konsumentenfreundlich ist. Mittlerweile gibt es jedoch vermehrt Kritik von Indie-Entwicklern, die sich über den Missbrauch des neuen Systems und entgangene Käufe beklagen.

Dramatischer Rückgang bei Verkäufen

Das Problem: Viele kleinere Titel lassen sich in zwei Stunden relativ problemlos durchspielen oder zumindest zu einem großen Teil absolvieren. Einen Beleg liefert etwa der Entwickler Qwiboo, der mit dem Spiel "Beyond Gravity" auf Steam vertreten ist. Der Plattformer mit prozedural erzeugten Levels kostet zwei Dollar und ist seit neun Monaten gelistet.

In den Tagen vor der Umstellung generierte der Titel bis zu zehn Verkäufe täglich und im Schnitt wohl vier bis fünf. Nach der Änderung ist auf der von Qwiboo veröffentlichten Grafik plötzlich eine extreme Verflachung der Kurve zu erkennen. Mit einer Ausnahme verkauft sich "Beyond Gravity" nun bestenfalls einmal pro Tag oder gar nicht. Von 18 getätigten Käufen in den letzten drei Tagen ließen sich die Spieler 13 zurückerstatten. Auch andere Indie-Studios berichteten über ähnliche Phänomene, schreibt DSOGaming.

"Bestrafung" für kurze Games

Das Problem ist dabei für viele nicht die Rückerstattungsmöglichkeit an sich, sondern das Zwei-Stunden-Limit. Bei größeren Titeln etablierter Studios liegt die Spielzeit oft bei zehn Stunden oder mehr, weswegen der Spieler nach zwei Stunden erst einen Bruchteil gesehen hat. Dementsprechend ist hier von keinen signifikanten Auswirkungen auf die Verkäufe auszugehen.

Folglich wird etwa kritisiert, dass der neue Umgang mit Rückerstattungen jeglichen Anreiz nimmt, kürzere Games zu entwickeln. Dabei gibt es auch in diesem Bereich viele empfehlenswerte Titel, etwa "Gone Home" oder "Stanley Parable".

Angst vor Fake-Reviews

Auch eine zweite Sorge plagt die Entwickler, schreibt MCV UK. Da auf Steam nur Käufer eines Spiels Rezensionen abgeben können, ist denkbar, dass dank des Rückgabesystems in organisierter Form manche Titel mit vernichtenden Kritiken eingedeckt oder mit Lobeshymnen hochgejubelt werden. DRM-freie Games wiederum ließen sich während des Rückgabezeitraums einfach kopieren.

Valve hat derweil zugesichert, das Gebaren der Käufer hinsichtlich etwaigen Missbrauchs der Rückerstattungen zu beobachten. Derweil wird bereits eifrig über Lösungsmöglichkeiten debattiert. Vorgeschlagen wurde etwa, die Dauer der möglichen Anspielzeit nach dem Preis des Games bei Erscheinen zu bemessen und für günstige Games deutlich niedriger anzusetzen. (gpi, 9.6.2015)