Nicht jeder Kranke ist fiebrig und bettlägerig, wie das von Edvard Munch gemalte Mädchen. In den Industrieländern leiden die meisten an Kreuz- und Nackenschmerzen, chronischer Bronchitis und Depressionen.

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Die Menschheit ist krank: 95 Prozent der Weltbevölkerung klagen über mindestens ein Gebrechen, jeder Dritte hat sogar mehr als fünf Beschwerden. Dies legt eine riesige Studie (Global Burden of Disease Study, GBD) nahe, die am Montag in der Medizinzeitschrift "Lancet" veröffentlicht wurde.

Größte Studie

Es ist die größte und detaillierteste Studie zu Gesundheitsbeschwerden rund um den Globus zwischen 1990 und 2013. In diesen 23 Jahren haben sich die Leiden kaum verändert: Kreuzschmerzen, Depressionen, Blutarmut wegen Eisenmangels, Nackenschmerzen und altersbedingter Gehörverlust verursachten weltweit den größten Gesundheitsverlust. Er wird in "Jahren mit Behinderung" (Years Lived with Disability - YLD) gemessen.

In den meisten Industrieländern leiden die Bewohner am häufigsten unter Kreuzschmerzen, den Folgen von Stürzen, Nackenschmerzen, chronischer Bronchitis und Depressionen. Es folgen Gehörverlust, Migräne, Angstzustände, Diabetes und Alzheimer.

Lang leben, gesund bleiben

Die Wissenschafter heben hervor, dass Stürze in Mitteleuropa einen überdurchschnittlichen Anteil an der Krankheitslast verursachen - sie sind in elf von 13 Ländern der zweitwichtigste Behinderungsgrund. Weltweit waren 2013 Erkrankungen der Bewegungsapparates wie Rücken-, Nackenschmerzen und Arthritis die häufigsten Beschwerden - sie machen die Hälfte aus.

Weltweit wuchs die Anzahl der mit Krankheit gelebten Lebensjahre aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Alterung von rund 530 auf 760 Millionen. Der Prozentsatz der Leidenden wuchs dabei von einem Fünftel im Jahr 1990 auf ein Drittel der Weltbevölkerung.

"Um diese Probleme anzugehen ist ein Umdenken bei den Gesundheitsprioritäten weltweit notwendig - damit die Menschen nicht nur bis ins hohe Alter leben, sondern dabei auch gesund bleiben", Studienleiter Theo Vos von der Universität Washington.

Arme Länder anders krank

In armen Ländern liegen andere Gesundheitsprobleme vorne: In der Karibik sind Angstzustände häufig, in Mexiko, Nicaragua, Panama und Venezuela Diabetes. In Kambodscha, Nicaragua und Ruanda sind Folgen von Krieg und Konflikten die häufigste Krankheitsursache, in Vietnam immer noch die zweithäufigste. In Afrika südlich der Sahara haben HIV respektive Aids zur steigenden Krankheitslast beigetragen.

In die Statistik zur weltweiten Krankheitslast fließen nicht nur schwere Krankheiten ein. Demnach leidet ein Zehntel der Menschheit unter insgesamt acht chronischen Gesundheitsproblemen: Karies (2,4 Milliarden Menschen), Spannungskopfschmerz (1,6 Milliarden) und Blutarmut wegen Eisenmangels (1,2 Milliarden). Weiters folgen die Favabohnen-Erbkrankheit (G6PD(H)-Mangel) mit 1,18 Milliarden Leidenden, Altersschwerhörigkeit (1,23 Milliarden), Genitalwarzen (1,12 Milliarden) Migräne (850 Millionen) und Wurmbefall (800 Millionen). (APA, 8.6.2015)