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Auf dem Ring ist immer etwas los, das zentrale Ereignis freilich ist und bleibt der Große Preis von Österreich, der heuer am 21. Juni gegeben wird.

Foto: Projekt Spielberg / GEPA

Im Inneren des Rings erwartet den Besucher der ewig coole Blick von Jochen Rindt.

Foto: Benno Zelsacher

Der zweckdienliche Hinweis befindet sich draußen vor dem Welcome-Center.

Foto: Benno Zelsacher

Auf der rund 4300 Meter langen Asphaltschlange in der noch immer überwiegend grünen Obersteiermark ist die Fahrtrichtung vorgeschrieben. Dementsprechend enthält sie sechs Rechts- und zwei Linkskurven. Es geht bergauf und bergab. Zu behaupten, dass Menschen hier im Kreis fahren, ist also eine großzügige Auslegung der Geometrie.

Beim Lokalaugenschein in einem Pkw mit Straßenzulassung benötigt man fast eine Stunde, schuld an der mäßigen Zeit waren nicht nur die vielen, zwecks Fotoschießens eingelegten Pausen. Der Rundenrekord gehört Michael Schumacher, der hier anno 2003 im Ferrari mit Formel-1-Zulassung 1:08,337 Minuten unterwegs war.

Die Rennstrecke, die gegenwärtig auf den Namen Red-Bull-Ring hört, kam 1969 als Österreichring auf die Welt. Die Schlange war ursprünglich sechs Kilometer lang und in den 70er-Jahren vorübergehend die schnellste Formel-1-Piste der Welt. Nach dem tödlichen Unfall von Mark Donohue 1975 erhielt sie eine bremsende Schikane. 1984 sorgte Niki Lauda für den bisher einzigen Heimsieg.

Rolling Stones am Ring

Nach zwei Startabbrüchen 1987 wegen millionenschwerer Blechsalate waren die Formel-1-Tage der Unzeitgemäßen gezählt. Abgesehen davon waren damals die Tage des Lorbeerkranzes schon Geschichte, denn die traditionelle Würdigung des Siegers lief kommerziellen Interessen zuwider, das Grünzeug verdeckte die Sponsorlogos auf den Rennfahreroveralls. Lorbeer macht nicht satt; besser, wer Kartoffeln hat. Quasi.

Mitunter hat es sich noch abgespielt am alten Ring, und man spielte mit. 1995 traten die Rolling Stones im Inneren der Schlange auf und finalisierten mit Jumpin' Jack Flash. Es überfällt einen heute noch ein banges Gefühl, denkt man daran, wie man nach dem Konzert mit zehntausenden Gesinnungsgenossen zizerlweise durch den Tunnel unter der Rennstrecke hinausgeschoben worden ist. Zur Sicherheit trug bei, dass die Stones schon damals eher gesetzteres Publikum anzogen. Wie AC/DC, die 2015 auftraten, doch sie taten dies außerhalb des Rings auf jener Wiese, auf der ansonsten die Kühe grasen, wenn sie nicht als Parkplatz gebraucht wird.

Zurechtgestutzt

Die Wiedergeburt feierte die Strecke als A1-Ring, auf diesem drehte sich die Formel 1 von 1997 bis 2003. Damals wurde der Ring auf die aktuelle Länge gestutzt, und er trug auch das jetzt noch aktuelle Layout. Nach diversem Zank wurde 2011 der Red-Bull-Ring eröffnet, der zwar das Herzstück, aber doch nur ein kleiner Teil des nicht gerade bescheidenen Projekts Spielberg ist, das von der Hotellerie bis zur Pferdezucht reicht, um zwei Beispiele zu nennen. 2014 kam die Formel 1 zurück, Nico Rosberg im Mercedes siegte. Heuer wird der Grand Prix von Österreich am 21. Juni gegeben. 2016 schmückt die Motorrad-WM mit ihrem Prunkstück MotoGP den Ring.

Auf dem ist nahezu immer Betrieb. Es gibt Veranstaltungen wie den Truck-GP oder die DTM und sogar Radrennen. Auch der gemeine Mensch kann spielen und es brummen lassen auf dem Ring und rundherum, onroad oder offroad, er kann dies mit dem eigenen Fahrzeug tun oder sich am projekteigenen Fuhrpark bedienen. Da befinden sich Enduros drinnen oder Rallyeautos, Gokarts oder Formel-Autos und so weiter.

Teurer Spaß

Manche Spielzeuge sind wohlfeil. Das Gokart (9 PS) auf dem gleichnamigen Track gibt's für 13 Euro für die ersten zehn Minuten. Andere wiederum gefährden das Börsl. Der Spaß mit dem Formel Renault 3.5 (500 PS) kostet mindestens 4750 Euro. Das größte diesbezügliche Packerl, Paket C genannt, beinhaltet zum Aufwärmen 2 × 5 Runden mit dem Renault 2.0 (205 PS) und 2 × 8 Runden mit dem 3.5, Instruktor und Mechanikercrew inklusive. Macht 11.000 Euro. Jede zusätzliche Runde ist um 600 Euro zu haben. Wer nicht selbst Hand und Fuß anlegen will, kann ein Renntaxi samt kundigem Chauffeur buchen. Zwei Runden im Nascar (650 PS) kommen auf 360 Euro.

So eine Rennstrecke ist vergleichsweise auch nur ein Handy. Auf ihr pflegte man früher ausschließlich Motorsport, mit ihm telefonierte man. Wie es, das Handy, kann auch sie, die Rennstrecke, heute allerhand. Da ist es nur logisch, dass winters auf dem Ring die Schneekanonen schießen, wenn der Himmel auslässt. Aber nur im Fahrerlager, wo Biathlon stattfindet. Und weil Sicherheit das oberste Gebot ist am Ring, wird mit Lasergewehren geschossen. Die 4300 Meter lange Langlaufloipe mit ihren sechs Rechts- und zwei Linkskurven wird freilich nur dann gespurt, wenn genug Schnee aus den Wolken fällt. Alles muss man auch wieder nicht übertreiben. (Benno Zelsacher, Rondomobil, 20.6.2015)