In der Geschichte der Herzschrittmacher-Implantationen beginnt ein neues Kapitel: Ein Gerät, das ohne Sonde auskommt, die Form einer Mignon-Batterie hat und noch dazu kaum größer als eine Ein-Euro-Münze ist, wurde nun am LKH-Uniklinikum Graz eingesetzt. Das Implantat wird direkt in den Herzmuskel eingepflanzt, meldete die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft KAGes.

Kein Gehäuse

Herkömmliche Herzschrittmacher sind in etwa zündholzschachtelgroß und mit einer oder zwei Sonden ausgestattet. Diese geben die Impulse des Gerätes, das in einer Hauttasche im Bereich des Brustmuskels eingebettet ist, an den Herzmuskel weiter. Das neue Implantat wird hingegen über die Beinvene direkt in eine Herzkammer eingesetzt und kommt ohne Schrittmachergehäuse und ohne Sonde aus.

"Das Komplikationsrisiko im Zusammenhang mit dem chirurgischen Eingriff oder auch der Bruch der Sonde entfällt, das ganze ist ein einfacher Eingriff und die Erholungszeit des Patienten verkürzt sich mit dem neuen Implantat maßgeblich", sagt Kardiologe Peter Lercher vom universitären Herzzentrum der Uniklinik. Der erste Grazer Patient habe einen Tag nach der Implantation das Spital wieder verlassen.

Zulassung abgeschlossen

Der sondenlose Herzschrittmacher eignet sich allerdings nicht für alle Schrittmacher-Patienten, sondern nur für jene mit langsamen (bradykardem) Vorhofflimmern. Hier könne das Gerät direkt in die rechte Herzkammer eingesetzt werden, von wo aus es die Stimulation des Herzens übernimmt, so Lercher.

Bisher wurde das Gerät im Rahmen von Zulassungsstudien implantiert, mittlerweile ist der erste elektrodenlose Herzschrittmacher für den Markt zugelassen, schilderte Lercher. Neben dem Grazer LKH-Uniklinikum sollen die neuen "Mini-Schrittmacher" laut Lercher noch in diesem Jahr auch am AKH Wien und am Universitätsklinikum St. Pölten eingesetzt werden; wie auch am AKH Linz, das bereits an der Zulassungsstudie teilgenommen hat. (APA, 8.6.2015)