Prag - Eine bekannte Figur des "Prager Frühlings 1968", der tschechische Schriftsteller, Publizist und Signatar des Menschenrechtsmanifests "Charta 77" Ludvik Vaculik, ist am Samstag im Alter von 88 Jahren gestorben. Dies meldete das Tschechische Fernsehen.

Vaculik wurde vor allem durch sein legendäres Manifest "Zweitausend Worte" (auf Tschechisch "Dva tisice slov") vom 27. Juni 1968 bekannt. Von den konservativen Kräften der damaligen tschechoslowakischen kommunistischen Partei (KP) wurde das Dokument, das Hunderte Persönlichkeiten und dann auch weitere Tausende Tschechen unterzeichnet haben, als eine "Aufforderung zur Konterrevolution" bezeichnet. Das Manifest wurde nur einen Tag nach der vorübergehenden Aufhebung der Zensur in mehreren Zeitungen veröffentlicht.

Nach der Niederschlagung der Reformbewegung durch die Warschauer-Pakt-Invasion am 21. August 1968 fiel Vaculik, in den Jahren 1945 bis 1968 selbst KP-Mitglied, in Ungnade. Als Dissident wurde er von den Sicherheitsbehörden dann dauerhaft bis zur Wende 1989 beschattet. In den 70er Jahren gründete er den Samizdat-Verlag "Edice Petlice" ("Verlag Hinter Schloss und Riegel"), in dem er in Eigenregie fast 400 Werke von verbotenen Autoren vertrieb. (APA, 8.6.2015)