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So liebte ihn die Wirtschaftswundergeneration: Pierre Brice als schmucker Apachenhäuptling Winnetou.

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Pierre Brice ist im Alter von 86 Jahren verstorben.

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Wien - Pierre Brices Filmkarriere als berühmtester Apachenhäuptling der Welt passt zu Karl May (1842-1912). Der sächsische Fabulierkünstler schrieb seine Indianerromane, darunter drei Bände Winnetou,bekanntlich, ohne Nordamerika jemals zu Gesicht bekommen zu haben. Brice seinerseits war Franzose. Seine ersten Versuche als Leinwandstar waren hoffnungsvoll. Er spielte in Filmen von André Cayatte und Marcel Carné, ohne sich freilich gegen Generationskollegen wie Jean-Paul Belmondo oder Alain Delon durchsetzen zu können.

Der deutsche Produzent Horst Wendlandt verschaffte ihm die Rolle seines Lebens. 1962 debütierte Brice im Schatz im Silbersee. In der malerischen Umgebung der Plitvicer Seen im damaligen Jugoslawien entstand der Wilde Westen aufs Neue. Wendlandt hatte eine Europa-Expositur für edle Rothäute und weiße Halunken eingerichtet: eine Wildnis für US-Pioniere aus dem Geist des Fürsten Potemkin.

An der Seite von Lex Barker (Old Shatterhand), aber auch Karin Dor, Götz George oder Herbert Lom, bildete der Franzose mit den ebenmäßigen Zügen die Idealverkörperung des edlen Wilden. Vom durchschlagenden Erfolg der Winnetou-Serie sollte sich Brices Karriere nie mehr ganz erholen. Elf Spielfilme lang verschmolz der stoische Mime mit der Figur des Häuptlings. Auf seinen Filmtod inWinnetou III (1965) reagierte das Publikum fassungslos. Also musste der Apache mit der manifesten Schwäche für die christliche Glaubensbotschaft wieder auferstehen und die gute Zusammenarbeit mit den braven, gesetzestreuen Weißen fortsetzen.

Deutsches Freilufttheater

Seine ganze übrige Karriere galt der möglichst würdevollen Verwaltung seines Winnetou-Erbes. Das schloss Karl-May-Festspiele in würziger deutscher Freiluft ein, so in Bad Segeberg. Der Kult um seine Person muss Pierre Brice gelegentlich in Verlegenheit gesetzt haben. Er selbst gab achselzuckend zu Protokoll, seine französischen Landsleute wüssten halt nicht, wer Karl May war: "In Frankreich gab es andere Helden, Die drei Musketiere zum Beispiel von Alexandre Dumas."

Spätere Ausflüge ins TV-Unterhaltungsfach, ob auf das Traumschiff oder auf das Schloss am Wörthersee, wurden dann goutiert, wenn sich ein Sattel fand, in den sich Brice schwingen konnte. Der gelernte Mantel- und Degenschauspieler scheint die Verschmelzung mit seinem rothäutigen Double irgendwann akzeptiert zu haben. Price lebte lange auf einem Schloss bei Paris. Seiner Frau zuliebe ließ er sich auch in Garmisch nieder. Jetzt ist er 86-jährig an einer Lungenentzündung in der Nähe von Paris gestorben. (Ronald Pohl, 8.6.2015)