Bujumbura - Im krisengeschüttelten Burundi hat die Polizei am Freitag erneut einen Demonstranten getötet worden. Augenzeugen und ein Behördenvertreter sagten, bei der Demonstration in der Hauptstadt Bujumbura hätten rund 200 Menschen gegen eine erneute Kandidatur von Präsident Pierre Nkurunziza protestiert.

Die Polizei habe die Demonstration mit Schüssen aufgelöst. Dabei sei ein Mensch in die Brust getroffen worden, der später seinen Verletzungen erlag. Auch an anderen Stellen der Hauptstadt des ostafrikanischen Landes gab es am Freitag Proteste mit mehreren hundert Teilnehmern. Dabei wurde unter anderem ein Bus in Brand gesteckt. Die Polizei löste diese Demonstrationen ebenfalls auf. In der Nacht hatten Anwohner zudem in mehreren Vierteln Bujumburas Schüsse gehört, deren Ursprung aber nicht eindeutig zuzuordnen war.

39 Verletzte

Nach über einem Monat nahezu täglicher Demonstrationen gegen Nkurunziza geht die Polizei seit vergangenem Mittwoch rigoros gegen jede verdächtige Ansammlung von Menschen vor. Unter Einsatz von Schusswaffen halten die Sicherheitskräfte vor allem die großen Alleen der Hauptstadt unter ihrer Kontrolle, durchkämmen jedoch auch unzugänglichere Abschnitte der Stadt auf der Suche nach Demonstranten. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden am Donnerstag 39 Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert. Seit dem 26. April wurden im Zuge der Proteste 40 Menschen getötet.

Nkurunziza hatte am 25. April angekündigt, ein drittes Mal als Präsident antreten zu wollen, seine Gegner halten diese Absicht jedoch für verfassungswidrig. Unter dem Druck anderer afrikanischer Regierungen hatte der Präsident die eigentlich für Freitag geplanten Parlamentswahlen "auf unbestimmte Zeit" verschoben. Dadurch soll Zeit für einen "politischen Dialog" gewonnen werden, bei dem unter Führung der UNO ein Ende der Proteste erreicht werden soll. (APA, 5.6.2015)