Wien - Eva Dichand bestätigt die STANDARD-Berichte aus den vergangenen Monaten in "News": Ende August wird die Verlegerfamilie Dichand für ein Jahr nach New York übersiedeln und dort Ausschau nach neuen digitalen Geschäftsfeldern halten. Dies bestätigte "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand nun im Interview mit dem Wochenmagazin "News".

"Vorerst ist geplant, für einige Monate zu bleiben. Wie lange es dann wirklich wird, hängt davon ab, wie es uns mit unseren Plänen vor Ort geht und von der Schule der Kinder", so Eva Dichand. "Es wird keine Auszeit. Aber wir wollen uns eine Zeit lang bewusst aus dem Tagesgeschäft herausnehmen, um der Frage nachzugehen: Wie wird sich der Medienkonsum, wie werden sich die Zeitungen in den nächsten Jahren verändern? Wo geht die Reise hin, und wie kann ich dabei der Erste und Beste sein?"

Durch den USA-Besuch erhoffen sich die Dichands Impulse für das eigene Mediengeschäft. "Die Wahrheit ist doch: Wenn wir in den USA nicht etwas finden, womit wir in zehn Jahren überleben, dann haben wir ein Problem. So wie alle anderen Medien in diesem Land. Die Zukunft ist digital ... Entweder findet man einen Weg, wie man neben den Nachrichten Geld macht - etwa mit Rubrikenmärkten. Oder man findet eine neue Geschäftsidee, mit der sich der Journalismus querfinanzieren lässt", so die "Heute"-Herausgeberin im "News"-Interview.

Warum die Verlegerfamilie für ihr Vorhaben New York ausgewählt hat, erklärt Dichand so: "Vor ein paar Jahren sind alle ins Silicon Valley gefahren, wie zum Beispiel 'Bild'-Chefredakteur Kai Diekmann, der ein ganzes Jahr im Valley war, weil sich dort die neue Technologie abspielt. Aber keiner hat sich über Content Gedanken gemacht. Da findet gerade ein Umdenken statt: Jetzt kommen auch Google und Co darauf, dass Content etwas wert ist. Es geht aber darum, ihn zu monetarisieren. Wir wollen uns in New York anschauen, wie das die großen Verlage New York Times und Conde Nast und andere machen." Grundsätzlich gehe es darum, "Ideen für den Digitalbereich zu sammeln, um sie für unsere bestehenden Systeme zu kopieren und zu adaptieren".

Rund um die Wien-Wahl werden die Dichands regelmäßig nach Wien fliegen. "Und ich werde die großen Anzeigenkunden weiter betreuen. Aber ich werde nicht so häufig rüberfliegen wie mein Mann." Aus dem tagesaktuellen Geschäft bei "Heute" habe sie sich "weitgehend zurückgezogen", erklärte Dichand. "Wolfang Jansky, mit dem ich ja seit zehn Jahren bestens zusammenarbeite, wird meine Agenden hauptsächlich übernehmen." Christoph Dichand will dem Vernehmen nach während seiner Abwesenheit interimistisch einen Chefredakteur aus dem Kreis der Bundesländer-"Krone"-Chefredakteure einsetzen.

Dichand-Erbe: "Ich glaube, es liegt an der Kunstsammlung"

Auch Schöngeistiges soll in New York nicht zu kurz kommen, wie Eva Dichand erläuterte. "Malen werden wir nicht. Aber wir sammeln ja, daher wollen wir uns intensiv die zeitgenössische Kunst von den 90ern aufwärts ansehen. Wir wollen uns fortbilden und vielleicht auch das eine oder andere Kunstwerk kaufen." Wohnort: "In Manhattan, Upper East Side. Klassisch."

Dichand ging in "News" auch auf das Erbe von "Krone"-Gründer Hans Dichand ein, der am 17. Juni 2010, starb. Auch nach fünf Jahren ist die Verlassenschaft Dichands unter den Erben noch immer nicht geregelt und der verstorbene Dichand ist im Firmenbuch noch immer als Eigentümer und Kommanditist der "Kronen Zeitung" eingetragen. Auf die Frage, was das Problem rund um das Erbe sei, meinte Eva Dichand knapp: "Ich glaube es liegt an der Kunstsammlung, aber ich bin darin nicht involviert."