Wien – Der Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma, Rudolf Sarközi, ist alles andere als begeistert von der sich anbahnenden Koalition der SPÖ mit der FPÖ im Burgenland. "Freud' habe ich keine damit", sagte der Wiener SPÖ-Politiker, der dem Personenkomitee von Landeshauptmann Hans Niessl angehört hatte. Persönlich habe er aber weiterhin nichts gegen Niessl.

"Es ist für das Burgenland im Großen und Ganzen eine große Überraschung", kommentierte Sarközi Niessls Verhandlungen mit den Freiheitlichen. Trotz der Enttäuschung nimmt er seinen Parteifreund aber ein wenig in Schutz: "Ich kann die Situation ja nicht einschätzen", sagte Sarközi, der komplizierte Verhältnisse vermutet, die zu der politischen Konstellation im Land geführt haben könnten. "Ich weiß ja nicht, was die ÖVP verlangt hat." Zudem sei eine Koalition mit der FPÖ in Österreich nichts Neues, das habe es sowohl bei der ÖVP als auch bei der SPÖ schon gegeben.

"Es gibt ja auch Vernunftehen"

Dennoch hat Sarközi gewisse Befürchtungen, vor allem in Hinblick auf den Bund Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer. "Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals bei einer Gedenkveranstaltung einen Freiheitlichen gesehen hätte." Nun bleibe nur zu hoffen, dass die Koalition im Burgenland sachpolitisch orientiert sein werde. "Es gibt ja auch Vernunftehen", so Sarközi, der nach wie vor auf die Sozialdemokratie baut: "Ich bleibe meiner Überzeugung treu."

Rot-Blau besser als blaue Nummer eins

Der Gastronom Max Stiegl, der ebenfalls dem Niessl-Komitee angehörte, hält sowohl das steirische als auch das burgenländische Wahlergebnis für "erschreckend". Dass die burgenländische SPÖ nun mit den Freiheitlichen zusammenarbeiten will, sieht er als Versuch, bei dem man schauen müsse, ob etwas Vernünftiges herauskommt. "Ich glaube nicht, dass die Suppe so heiß gegessen wird, wie sie gekocht wird", meinte Stiegl, bekannt für seine Innereienküche. FPÖ-Landeschef Johann Tschürtz sei jedenfalls kein Rechtsextremer, auch die burgenländische FPÖ sei nicht mit der Bundes-FPÖ gleichzusetzen. Eine rot-blaue Koalition sei zum jetzigen Zeitpunkt die bessere Lösung als ein erster Platz für die Freiheitlichen bei der nächsten Wahl, so Stiegl.

Gar kein Problem dürfte ein weiteres Mitglied von Niessls Personenkomitee haben: Der Sänger Waterloo ist schon mehrmals bei Wahlveranstaltungen der FPÖ aufgetreten, wo er für Parteichef Heinz-Christian Strache seinen Hit "Freiheit" intonierte.

Kultusgemeinde: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten"

Scharfe Kritik an der sich anbahnenden Koalition der SPÖ mit der FPÖ im Burgenland übt die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG). "Wer Wind sät, wird Sturm ernten", warnte Präsident Oskar Deutsch am Freitag in einer Aussendung und erinnerte an SPÖ-Parteitagsbeschlüsse gegen derartige Kooperationen. Auch an die Verhandler in der Steiermark appellierte er: "Keine Koalition mit den Hetzern!" (APA, 5.6.2015)