Nennt sich TSI BlueMotion, holt 115 PS aus einem Liter Hubraum und verbraucht laut Norm 4,3 l / 100 km.

Hätte keiner etwas gesagt, hätte vermutlich auch keiner etwas bemerkt. Es ist das ohnedies schon bekannte Spiel von Volkswagen, das wohl noch dazu führen wird, dass im Brockhaus ein VW-Logo unter dem Wort Perfektionismus zu finden sein wird - wenn halt nicht das Internet dem Brockhaus ein vorzeitiges Ende beschert. Jedenfalls: VW bringt einen Dreizylinder-Benziner in den Golf, der so sparsam ist, dass er auf Anhieb das markeneigene Sparsamkeitsprädikat Blue Motion tragen darf. 99 Gramm CO2 emittiert der Motor laut Normverbrauchsmessung.

Foto: Volkswagen

So weit, so gut. Die Sensation ist aber, dass kaum jemand ohne Vorwarnung darauf tippen würde, einen dreibeinigen hochgezüchteten Turbo-Benziner zu treten, wenn er den 1.0 TSI fährt. Die Ingenieure haben so lange an der Akustik und den Vibrationen gearbeitet, bis ein Aggregat im Vorderwagen hing, das makellos ist.

Trotz geringen Verbrauchs beschleunigt es den Golf in unter zehn Sekunden auf Tempo 100 und schafft eine Spitze von über 200 km/h. Selbst als Variant sind die Werte kaum schlechter. Damit spielt der 1.0-TSI-Golf in der Liga des ersten GTI.

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Was vor 40 Jahren ambitioniert sportlich war, sind heute die Kennzahlen eines Spritknausers. Obwohl: Der Fairness halber muss man schon sagen: Wer mit 200 über die Autobahn bolzt oder wer acht Sekunden nach Verlassen jedes Kreisverkehrs die 100-km/h-Marke durchbricht, wird die 4,3 Liter Normverbrauch für eine ganz böse Mär halten. Man muss schon vorausschauend fahren, um im Bereich der fünf Liter zu bleiben. Aber das geht.

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In der hektischen Realität wird man mit unter sechs Litern auskommen und gar nicht merken, dass man einen kleinen Dreizylinder fährt. Denn schon früh protzt der Motor mit viel Drehmoment. Nur obenraus wirkt der TSI gequält. Mit dem Schub von unten und dem geringen Verbrauch erinnert er mitunter sogar ein wenig an einen supermodernen Diesel.

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Einen Nachteil hat der Perfektionismus aber. Dieser Golf wirkt schon fast etwas langweilig, weil er gar keine Kante hat, an der man sich reiben könnte, weil die Drehmomentkurve wie vom Designer gezeichnet ist und der Dreizylinder wie ein Reihenvierer schnurrt. (Guido Gluschitsch, 7.6.2015)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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