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Die Salzburger Fußballer bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Pokale gewinnen und feiern.

Foto: APA/Eggenberger

Klagenfurt - Die Ansprachen von Red-Bulls-Global-Sports-Direktor Gerard Houllier und Ralf Rangnick hat Adi Hütter nicht verstanden. Im Sinn von nicht gehört. Es sei eben zu laut gewesen in der Kabine, aber der Trainer äußerte kurz nach Mitternacht die Vermutung, "dass die hohen Herren die Mannschaft gelobt haben". Rangnick haut jetzt vollinhaltlich nach Leipzig ab, er macht dort den Trainer und Sportdirekter, will in die erste deutsche Bundesliga aufsteigen. Hütter hat in Salzburg keinen Vorgesetzten mehr, der selbst im Besitz des Trainerscheins ist. Die Agenden teilen sich Jochen Sauer und Christoph Freund.

Ob Rangnick ab und zu reingeredet hat, wollte Hütter knapp nach dem "historischen und heroischen Erfolg" von Klagenfurt nicht verraten. "Lasst mir meine Emotionen. Das alles ist kein Selbstläufer, da steckt harte Arbeit dahinter." Heroisch sei der Cupsieg insofern gewesen, als man 80 Minuten mit einem Mann weniger auskommen musste. Tormann Peter Gulacsi hatte knapp vor der Pause ein Tor geraubt. Jonatan Soriano und Felipe Pires scorten in der Verlängerung. "Ein Wahnsinn, wie sich alle aufgeopfert haben. Vor der Verlängerung habe ich ihnen gesagt, eure Familien schauen zu. In dieser Konstellation werden wir nicht mehr zusammen sein, tretet die Heimreise mit dem Gefühl des Sieges an." Historisch war die Tatsache, dass davor lediglich Rapid (1920) und Austria (1963) das Double verteidigen konnten. "Dabei ist Red Bull Salzburg erst zehn Jahre alt."

Salzburg hat in dieser Saison 54 Pflichtspiele bestritten. Zwölf Platzverweise mussten verarbeitet werden, in Unterzahl gelangen stattliche 17 Treffer. "Wir trainieren das, obwohl es besser wäre, weniger rote Karten zu bekommen." Soriano, der Kapitän aus Spanien, sei das absolute Vorbild. "Er reißt alle mit. Bis zum letzten Krampf. Er hat gefühlte tausend Tore für uns erzielt."

Weg wird fortgeführt

In Salzburg wird noch vor dem Wochenende die Zukunft geklärt, die Mannschaft bekommt ein anderes Gesicht. Rangnick nimmt Gulasci, Massimo Bruno und Marcel Sabitzer mit nach Leipzig. Der Teamstürmer würde gern bleiben, er besitzt aber einen Vertrag mit dem Zweitligisten. Rangnick wird auf ihn kaum verzichten wollen, Sabitzer sagte leicht trotzig: "Die Mission in Salzburg ist komplett." Hütter schließt einen Zerfall aus. "Der Weg wird genauso weitergegangen wie bisher."

Die Wiener Austria muss sich vor dem Zerfall nicht fürchten, sie steckt mittendrin. Wie im Vorjahr bleibt sie von der Europa League ausgesperrt. Platz sieben in der Liga und ein verlorenes Cupfinale finden keine Einträge in die Vereinsannalen. Andreas Ogris, der den Trainerposten für Thorsten Fink freimacht, war rechtschaffen geknickt, so schaut Verzweiflung aus. Im Vergleich dazu waren The Makemakes nach dem Song Contest richtige Wonneproppen.

Basisarbeit

Ogris schreckte nicht davor zurück, den Einsatz seiner Burschen zu loben. "Es fehlt halt doch die Qualität, wir konnten mit dem Ballbesitz wenig anfangen." Sportdirektor Franz Wohlfahrt war temperamentvoll bis aufbrausend. "Wir haben generell zu viele Fehler gemacht." Über eine verfehlte Kaderplanung wollte er partout nicht sprechen. "Es ist nicht so, dass man mit einem Löffel in die Nutella fährt, und alles ist gut. Der Job ist mit Stress und Arbeit verbunden." Robert Almer, Lary Kayode und Ognjen Vukojevic stehen als Neuzugänge fest, im Rahmen der Möglichkeiten wird an weiteren Veränderungen gebastelt. Die Möglichkeiten sind aufgrund der Finalniederlage nicht größer geworden. Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer: "Es ist weniger möglich, aber es ist etwas möglich." Fink muss Basisarbeit leisten, eine Hierarchie aufbauen, einen passenden Stil kreieren.

Salzburgs Kicker sind übrigens nicht mit dem Bus heimgefahren. Sie entschlossen sich spontan, mit den Fans im Sonderzug zu reisen. Für die Austria war das nicht nur aufgrund des 0:2 keine Alternative. Einige Deppen hatten Raketen gefeuert, Gegenstände geworfen, die Partie musste unterbrochen werden. Noch einmal Ogris: "Auch diese Vollidioten waren einer Austria nicht würdig." (Christian Hackl, 4.6.2015)