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Johann Tschürtz.

Foto: APA/Jäger

Johann Tschürtz ist am Ziel von Heinz-Christian Straches Träumen. Der Obmann der burgenländischen FPÖ - traditionell eine kleine, mit diesmal 15 Prozent immer noch bescheidene Landesgruppe - hat beendet, was Strache weinerlich als Ausgrenzung bejammert hat. Dass das gerade Tschürtz gelang, ist kein Zufall. Tschürtz ist ein geradezu vorbildlicher Du-und-ich, eine Figur wie aus dem Bilderbuch für Politikerlehrlinge. Er ist einer, der nichts besonders kann. Außer das eine, Entscheidende: dass er mit allen kann, und sei es auch nur irgendwie.

Das und der vergleichsweise moderate Ton in freiheitlichen Kern-, also Ausländerfragen prädestinierten ihn zum Übungsobjekt sozialdemokratischer Tabubrecherei, die insofern eh keine ist, weil die Kernpunkte des roten und blauen Wahlprogramms praktisch deckungsgleich sind - und Tschürtz im Wahlkampf manchmal wirkte, als wollte er zwar Landeshauptmann Hans Niessl nach dem Mund reden, aber halt nicht ganz so scharf wie der.

Wenn Tschürtz einmal schärfer - strachoid quasi - sein will, dann klingt das so, als würde er sich verreden, als kämen ihm die Worte durcheinander. Das erweckt manchmal den Eindruck der Unbedarftheit.

Ihn dafür auch zu halten wäre freilich - war und ist wohl weiterhin - ein politischer Fehler.

Tschürtz ist, wenn schon kein alter Fuchs, so doch ein alter Hase. 1992 gründete der gelernte Schlosser, der ab 1981 als Polizist tätig war, eine FPÖ-Ortsgruppe im heimatlichen Loipersbach. Schnell stieg er auf im expandierenden Haiderkosmos. 1996 wurde er Landesgeschäftsführer, seit 1997 sitzt er im Landtag, seit 2005 als Parteichef.

In den blauen Turbulenzen zu schwarz-blauer Regierungszeit stand er stets treu zu seinem Freund Strache, mit dem er auch Urlaube verbringt. Nun hat der 56-Jährige, der direkt am Eisernen Vorhang aufgewachsen ist, seinem Freund eine interessante Option aufgemacht.

Sich selbst hat der zweifache Vater und dreifache Opa eine Herkulesaufgabe gestellt: die FPÖ als doch regierungsfähig darzustellen, zu verhindern, dass sich im Burgenland eine Art Knittelfeld ereignet, wo 2002 die von Haider gepushte Basis gegen den nötigen Regierungspragmatismus putschte. Allerdings hat Johann Tschürtz auch diesbezüglich Erfahrung: Ein Aufstanderl der Ideologenfraktion nutzte er 2013 dazu klarzumachen, wo unter ihm der blaue Bartl den Most herholen soll. (Wolfgang Weisgram, 4.6.2015)