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Auch ein Business-Angel hat hehre Motive, wie es sich für einen Engel geziemt - aber nicht nur.

Foto: APA/Hiekel

Wien - Manchmal ist es einfach dem Zufall geschuldet, wenn eine Geschäftsidee auf ihre künftige Geldgeber trifft. So geschehen im Fall der Unternehmerin Karin Keglevich, die vor rund zwei Jahren "vom Hörensagen" auf das Medizintechnik-Start-up Repuls gestoßen ist. Das Interesse war geweckt und bei dem jungen Unternehmen der Kapitalbedarf gegeben - so kam Keglevich zu ihrem Debüt als sogenannter Business-Angel, der als Privatperson jungen Firmen Risikokapital zur Verfügung stellt.

Neben dem nötigen Kleingeld konnte Keglevich auch ihr Know-how als geschäftsführende Gesellschafterin der PR-Agentur Special Public Affairs einbringen, also mit Kontakten, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit den Firmenaufbau begleiten. "Es macht unheimlich viel Spaß", sagt die Unternehmerin über ihre erste Beteiligung. Aktuell laufe Repuls in Österreich bereits gut, der Schritt nach Deutschland erfolge derzeit.

Inzwischen hat sich Keglevich auch an einem zweiten Start-up beteiligt, der Spezial-Werbeagentur Global Onboard Partners Europe: "Insgesamt kann ich mir drei bis vier Beteiligungen vorstellen." Ein gewinnbringender Exit, also der Verkauf einer Beteiligung, binnen weniger Jahre ist für den Business-Angel kein zwingendes Muss - für Keglevich kann es auch auf eine langfristige Partnerschaft mit regelmäßigen Dividenden hinauslaufen.

Gefühlswelt eines Engels

Aber nicht nur finanzielle Überlegungen stehen im Mittelpunkt, die Beteiligungen haben auch einen emotionalen Aspekt: "Ich freue mich immer, wenn ich auf engagierte Menschen treffe. Die zeigen Wille und Einsatz, das sollte man unterstützen", erläutert Keglevich ihre Motive. "Es ist eine Mischung aus Aufregung, Freude, Mitleiden und der Teilnahme an einer Erfolgsvision, die einen bereichert." Außerdem hebt sie Rückkoppelungseffekte für das eigene Kerngeschäft hervor: "Es bringt einem auch neues Denken und neue Ideen."

Aber nicht jeder potenzielle Gründer kommt an Kapital. "Ich bekomme immer wieder Businesspläne auf den Tisch. Ich investiere gefühlsmäßig und aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen, wo man sich Erfolg erwartet", sagt Keglevich. Allerdings müsse man auch mit Misserfolgen rechnen, denn "jede Investition stellt ein Risiko dar. Wenn das Geld weg ist, gehe ich auch nicht unter."

Auch Friedrich Spritzey begleitet als geschäftsführender Gesellschafter des Wirtschaftsprüfers SOT Süd-Ost Treuhand ein bis zwei Start-ups oder Restrukturierungen als Business-Angel. Mehr sei nicht möglich, denn "wir investieren vor allem Zeit, aber auch Geld". Er empfiehlt, sich Geschäftsideen und die Leute dahinter genau anzusehen, "ob die überhaupt in der Lage sind, etwas weiterzubringen".

Unterstützung benötigen angehende Jungunternehmer laut Spritzey vor allem im kaufmännischen Bereich. "Irgendwann müssen sie einen Businessplan machen. Das fürchten die meisten wie der Teufel das Weihwasser." Es fehle oft der Mut, etwas in Grundzügen festzulegen, ohne die Details zu kennen. Daher hält es Spritzey für wichtig, realistische Milestones festzusetzen, an denen man sich entlanghangeln könne.

"Man war einfach mit dabei"

In der Austrian Angel Investors Association sind über 150 aktive Business-Angels verbunden, die meisten davon sind selbst Unternehmer. Seit 2012 haben sie insgesamt 15 Mio. Euro in heimische Start-ups investiert, im Mittel werden 100.000 bis eine Viertelmillion Euro pro Angel in ein Projekt gesteckt. "Leben kann man davon zwar nicht", meint Spritzey, "aber man kann etwas erreichen und bewegen - man war einfach mit dabei." (aha, 5.6.2015)