Rennes - Im Nordosten Frankreichs sind in einem Bleisarg aus dem 17. Jahrhundert die erstaunlich gut erhaltenen sterblichen Überreste einer bretonischen Adeligen gefunden worden. Der etwa 1,45 Meter große Leichnam stamme aus einem Grab einer Kapelle des Klosters St. Joseph in Rennes, teilten mit der Erforschung des Fundes befassten Wissenschafter mit. Fotos finden Sie hier.

Der Fund wurde im März des vergangenen Jahres auf einer Baustelle für ein Kongresszentrum gemacht. Danach fanden die Wissenschafter vor Ort noch vier weitere Bleisärge sowie 800 weitere Gräber. Diese enthielten allerdings nur noch Skelette.

Identifizierung gelungen

In dem Bleisarg hingegen blieben sogar die Schuhe, die Haube und die Kleider der Toten erhalten. Es handle sich wahrscheinlich um die Überreste von Louise de Quengo, der Witwe eines bretonischen Adeligen, teilten die Forscher mit. Sie starb 1656 im Alter von etwa 60 Jahren und hatte sich offenbar in das Kloster zurückgezogen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen.

Bei ihrer Bestattung trug sie schlichte Kleidung bestehend aus einem Leinenhemd, einer Kniehose aus Wolle, einem Gewand aus grobem Stoff, einem Umhang und Schuhen mit Korksohle. Ihr Gesicht wurde mit einem Leichentuch verhüllt.

"Eine Überraschung nach der anderen"

Sie und ihre Kollegen hätten gleich gesehen, dass es sich um ein besonderes Grab handelte, sagte die Archäologin Rozenn Colleter vom Pariser Forschungsinstitut INRAP. Unter dem Umhang hätten sie Hände erkannt, die ein Kruzifix hielten.

Die Tote wurde aufwendig untersucht. "Mit Louise haben wir eine Überraschung nach der anderen erlebt", sagte der Radiologe Fabrice Dedouit zu der Prozedur. Die medizinischen Untersuchungen ergaben Nierensteine und Verklebungen der Lunge. Das Herz der Frau sei nach ihrem Tod "mit echtem chirurgischen Können" entnommen worden.

De Quengos Kleider wurden restauriert und sollen ausgestellt werden. Ihre sterblichen Überreste sollen in ein paar Monaten in Rennes neu beigesetzt werden. (APA/red, 4.6. 2015)