Melanie Straihammer hat an der rechten Hand nur drei Finger. Mit ihrem Team entwickelte sie eine aktive Teilprothese für ihre Hand.

Foto: AWS / Cardamon / Peter Rauchecker

Wien - Eine intelligente Tankstelle, ein einheitliches Steuerungssystem für den Haushalt, eine aktive Teilprothese - beim diesjährigen Finale von Österreichs größtem Schüler-Ideenwettbewerb "Jugend Innovativ" vergangene Woche in der Wiener Wirtschaftskammer gab es einige ungewöhnliche Erfindungen zu bestaunen.

Aus 35 Projekten der Kategorien Science, Engineering, Young Entrepreneurs, Design und den Sonderpreisen Sustainability und Idea Goes App kürte die Jury vergangenen Freitag sieben Sieger. Finanziert wird der Wettbewerb vom Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium und Unterrichtsministerium, Veranstalter ist die Förderagentur AWS. Überschattet war die Verleihung von einer Infektion mit Noro- viren, weswegen 24 Personen mit Brechdurchfall in Krankenhäuser gebracht werden mussten (der STANDARD berichtete).

In der Kategorie Sustainability konnte sich das Projekt "I Charge U" durchsetzen - eine intelligente Tankstelle für Elektroautos. Diese ermöglicht, die getankte Energiemenge aufzuzeichnen und die Kunden zu identifizieren.

Eine intelligente Schaltung hat auch Philipp Rossik entwickelt. Zusammen mit zwei Klassenkameraden der HTL Rennweg konnte er die Jury für ihr Diplomprojekt, den Cube Control, in der Kategorie Elektrotechnik gewinnen. Der Cube Control ist ein Prototyp für ein intelligentes Steuerungssystem. "Im Haushalt gibt es viele vernetzte Geräte, aber keine einheitliche Steuerung", sagt Rossik.

Das soll der Würfel ändern: Er kann sechs LED-Lampen gleichzeitig steuern; sie einschalten, ihre Helligkeit und ihre Farbe verändern. "Dieses System kann man auch für Musikanlagen oder Jalousien verwenden", sagt Rossik. Die Schüler haben Design und Elektronik entwickelt. Sensoren erkennen die Bewegung des Nutzers und schicken die Daten per Funk an eine Empfängerbox. Von dort gehen sie an einen Laptop, der die Lampen steuert. Nach der Matura will das Team daran arbeiten, dass die Abläufe statt per Laptop via Funkmodul funktionieren.

Einen persönlichen Zugang zur Elektrotechnik hat Melanie Straihammer gefunden, die nur drei Finger an der rechten Hand hat. Mit drei Kollegen der HTL Mistelbach für Gesundheitstechnik hat sie eine aktive Teilprothese entwickelt. Diese funktioniert wie ein Greifarm und wird über Sensoren und einen Motor an Straihammers Unterarm gesteuert, so kann sie besser Dinge halten.

Große Konkurrenz

Mit dem Projekt haben Straihammer und ihr Team den dritten Platz erreicht. Die Konkurrenz war groß: Mehr als die Hälfte der 526 eingereichten Projekte waren aus der Kategorie Engineering. Auch das Sience-Siegerprojekt der HTBLuVA Salzburg widmete sich der Medizin. 15 Schüler der Abteilungen Biomedizin und Gesundheitstechnik, Informatik und Maschinenbau entwickelten im Auftrag der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität einen Bioreaktor für die Sehnenforschung.

Dieser kann Sehnen unter möglichst realitätsnahen Bedingungen kultivieren. Er soll Erkenntnisse bringen, unter welchen Umständen Sehnen wachsen und wie belastbar sie sind. So kann man herausfinden, wie sich Patienten nach einer Sehnenverletzung am besten verhalten. "Solche Verletzungen verheilen oft unvollständig und sind schwierig zu therapieren", sagt Projektleiter Michael Bayrhammer.

In sechs Kammern des Bioreaktors können Forscher nun Rattensehnen in einer Insulinlösung untersuchen. Diese Nährlösung hält die Sehnen am Leben, wodurch sie wachsen. Zusätzlich werden die Sehnen belastet und entlastet: "Das ist neu. Früher hat man die Sehnen nicht belastet", sagt Bayrhammer. Es sei schwierig gewesen, ein Werkzeug zu entwickeln, das die Sehnen richtig einspannt: "Wenn das Gewebe zu fest eingespannt ist, stirbt es ab."

Eine Kamera im Inneren des Bioreaktors filmt kontinuierlich die Sehnen. Dadurch kann die Länge der Sehnen optisch sehr genau gemessen werden. "Bis dato wurden die Sehnen mit dem Lineal gemessen - eine ungenaue Methode. Das hat mich überrascht", sagt Bayrhammer. (Selina Thaler, DER STANDARD, 3.6.2015)