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Den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung sehen manche Experten und Politiker als vorrangiges Problem.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Berlin – In der Analyse einer Privatdozentin der Berliner Charite im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion wird davor gewarnt, dass die Zahl der Toten von jetzt weltweit etwa 700.000 pro Jahr bis 2050 auf zehn Millionen steigen könnte. Dafür legt die Autorin Schätzungen der britischen Regierung von 2014 zugrunde, vorausgesetzt es werden keinerlei Gegenmaßnahmen getroffen. Für Europa würde dies einen Anstieg von jetzt etwa 23.000 auf 400.000 Tote bedeuten. Damit würden mehr Menschen an multiresistenten Keimen sterben als an Krebs, so die Verfasserin Elisabeth Meyer.

Antibiotika nicht immer notwendig

In Deutschland geht das Bundesgesundheitsministerium von insgesamt 400.000 bis 600.000 Patienten aus, die jedes Jahr durch medizinische Behandlungen an Infektionen erkranken. Die Zahl der Todesfälle beläuft sich auf bis zu 15.000. Gut ein Zehntel dieser Krankenhauskeime gilt heute als multiresistent (MRSA). Das heißt, sie reagieren nicht mehr auf gängige Antibiotika.

Jährlich bekommen laut Studie rund ein Drittel aller Krankenversicherten ein Antibiotikum verschrieben. Elisabeth Meyer, auch tätig am Charite-Institut für Umweltmedizin und Hygiene, geht davon aus, dass etwa 30 Prozent aller Antibiotika in der Humanmedizin nicht notwendig sind.

Globaler Ansatz

Die WHO will dazu ein globales Aktionsprogramm starten. Auch beim G7-Treffen wurde das Thema auf die Agenda gesetzt. Die deutschen Grünen im Bundestag verlangen Maßnahmen gegen Antibiotika-Missbrauch in der Massentierhaltung. "Für Menschen überlebenswichtige Reserveantibiotika müssen im Stall sofort verboten werden", fordert der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. (APA, 2.6.2015)