Dornbirn/Villach – In Vorarlberg wird gezündelt, in Kärnten sollte die Feuerwehr gegen den Willen der Landesregierung ein Zeltlager aufbauen. Notquartiere für Flüchtlinge lösen in ganz Österreich negative Emotionen aus.

Kaum waren am Montag die ersten von insgesamt 80 syrischen Flüchtlingen in eine Halle der Dornbirner Messe eingezogen, kam es zum ersten Polizeieinsatz. Mitarbeiter der Messe hatten Dienstagfrüh Brandspuren an einer anderen Halle bemerkt. Die Polizei bestätigt, dass "ein oder mehrere Glasflaschen mit brennbarer Flüssigkeit" gegen die Betonmauer einer Halle geworfen wurden.

"Geringer Sachschaden" war laut Polizei die Folge. Man sei sich der Sensibilität des Vorfalls bewusst, heißt es aus der Landespolizeidirektion. Ob der Brandsatz gegen die Flüchtlinge im Notquartier gerichtet war, sei jedoch nicht gesichert.

Kein Zeltlager in Villach

In Kärnten scheiterte der Plan des Innenministeriums, in Villach eine Zeltstadt errichten zu lassen. Die Feuerwehr Villach sollte für das Ministerium eine Notunterkunft aufbauen. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erfuhr über die Feuerwehr davon und ließ das Vorhaben abbrechen. Kärnten wolle weder eine Zeltstadt noch ein Erstaufnahmezentrum in der Kaserne Bleiburg, ließ Kaiser Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wissen.

Auch aus Wien kommt Kritik am Innenministerium: "Die Zeltstädte müssen weg", fordert Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ). Ministerin Mikl-Leitner würde von den Landeshauptleuten bei der Quartiersuche unterstützt, sagte Häupl, Zelte als Behelfsunterkünfte seien nicht nötig.

Unterstützung bekommt Häupl von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne): "Rot und Grün haben hier eine klare Linie: Menschen auf der Flucht, die um ihr eigenes und das Leben ihrer Familien fürchtend an unsere Türen klopfen, verdienen unsere Solidarität und unsere Unterstützung."

Mehr Asylanträge als gedacht

Auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) sprach sich im Pressefoyer nach dem Ministerrat für faire Unterbringung aus. Er fordert jedoch eine europäische Flüchtlingsquote: "Derzeit trägt unser Land einen Anteil von fünf Prozent am Flüchtlingszustrom in Europa. Hätten wir eine Quote, wäre mit einem Anteil von etwa 2,6 Prozent für Österreich zu rechnen."

Das Innenministerium revidierte indes seine Prognose für 2015: Man erwarte 70.000 statt 50.000 Asylanträgen. Seit Jänner wurden 20.620 Anträge gestellt. (jub, APA, 2.6.2015)