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Nach dem 0:1 gegen Altach haben sich die Spieler von Wiener Neustadt von praktisch jedem Fan verabschiedet.

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Wiener Neustadt - Am Tag danach wurden in Wiener Neustadt in erster Linie Sitzungen abgehalten. Es wurden dabei kaum Tränen vergossen, keine Antidepressiva verabreicht, denn so überraschend ist der Abstieg aus der tipico Bundesliga ja nicht gewesen. "Wir waren einfach zu schlecht, haben bereits an einem Plan B gearbeitet", sagte Manager Alexander Gruber dem Standard. Die Aufarbeitung wird sich noch ein Weilchen ziehen. "Fix ist, dass in Wiener Neustadt weiterhin Fußball gespielt wird."

Sechs Saisonen haben die Niederösterreicher das Oberhaus geschmückt. Aufgefallen sind sie selten. Es gelang trotz Bemühungen nicht, sich zu positionieren, eine Identität zu entwickeln.

Geringer Zuspruch

Der 34-jährige Gruber war über den gesamten Zeitraum, Epoche wäre eine Übertreibung, in leitender Funktion tätig. "Der Fanzuspruch war immer gering, ich habe mir oft die Sinnfrage gestellt. Aber die Arbeit im Verein war und ist schön." Gruber war damit beschäftigt, das nötige Kleingeld aufzutreiben, er kam sich mitunter als Bittsteller vor. "Es gab kaum Unterstützung durch die Politik."

Bis 2009 hatte sich Frank Stronach halbherzig engagiert, damals betrug das Budget zehn Millionen Euro. Im Nachhinein war es eine Geldverschwendung. Viele Worte über Stronach zu verlieren, so Gruber, mache jetzt und generell wenig Sinn. "Wir hatten zuletzt ein Budget von 4,2 Millionen. In den sechs Jahren haben wir die Lizenz immer in erster Instanz erhalten. Wir sind schuldenfrei, haben Rücklagen, das war schon sehr okay." Fakt sei aber, "dass wir schlussendlich nicht erfolgreich waren. Das haben wir auch der Mannschaft gesagt. Brav trainieren ist zu wenig."

Andere Absteiger schwadronieren vom sofortigen Wiederaufstieg, in diesem Fall sagt Gruber: "Wir müssen uns in der Ersten Liga etablieren. Die Gefahr, durchgereicht zu werden, ist groß." Das Budget wird halbiert, der Kader umgebaut, immerhin bleiben die meisten Sponsoren erhalten. "Natürlich zu reduzierten Bedingungen." Zwei Drittel der TV-Gelder sind weg, Aufsteiger Mattersburg hat quasi übernommen. Die nur ein paar Kilometer Luftlinie entfernten Burgenländer budgetieren übrigens mit acht Millionen. Wäre Gruber ein schlechter Mensch, würde ihn der Neid fressen. "Die haben bessere Voraussetzungen, das ist zu akzeptieren."

Von der Bühne

Wiener Neustadt dürfte nur ein Intermezzo im österreichischen Fußball gewesen sein. Wobei es durchaus Erfolge geben hat. Peter Stöger etablierte sich als wirklich guter Trainer, er wurde später mit der Austria Meister, wird nun in Köln gefeiert. Peter Schöttel war auch da, um später von Rapid gefeuert zu werden. Kicker wie Guido Burgstaller oder Alexander Grünwald haben sich in Wiener Neustadt entwickelt. Gruber: "Wir wollten immer österreichischen Spielern eine Bühne geben. Leider konnten wir sie nicht binden."

Der Abstieg birgt auch Einsparungspotenzial. Das Flutlicht muss nun nicht aufgehellt werden, die Tribünen dürfen bleiben, wie sie sind - renovierungsbedürftig. Ob Trainer Helgi Kolvidsson weitertut, wird sich weisen, sein Vertrag ist ausgelaufen. Sportmanager Günter Kreissl und auch Gruber warten ab. "Es ist halt die Frage, ob man mit 50 Prozent weniger leben kann. Gescheitert sind wir alle gemeinsam." (Christian Hackl, 2.6.2015)