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Foto: EPA / MOURAD BALTI

In der Stunde des Triumphs gab er sich plötzlich moderat, ja gesprächsbereit: "Die Regionalwahlen haben gezeigt, dass man das Mitte-rechts-Lager neu aufbauen kann; zu diesem Zweck werde ich mit allen reden", sagte Matteo Salvini am Wahlsonntag in einem TV-Interview. Eine kleine, aber feine Einschränkung machte der Lega-Nord-Chef allerdings: "Ich bin jedenfalls der neue Leader. Berlusconi wird die Zahlen interpretieren können."

Diese Zahlen lauten: 50 Prozent für den Lega-Nord-Kandidaten Luca Zaia in Venetien, 20 Prozent in Ligurien, 16 Prozent in der roten Toskana, 14 Prozent im ebenso roten Umbrien. Silvio Berlusconis Forza Italia dagegen kam außer in Ligurien bei den Regionalwahlen meist nicht einmal auf ein zweistelliges Resultat. Die Führungsfrage stellt sich in der Tat, und wie.

Rasanter Aufstieg

Der 42-jährige Salvini ist der Mann der Stunde im Lager der italienischen Rechten. Als er die Lega Nord im Dezember 2013 übernahm, war die Partei nach einer Finanzaffäre um Parteigründer Umberto Bossi de facto klinisch tot: Bei den Parlamentswahlen 2013 war sie auf vier Prozent abgestürzt. Nun liegt sie auf nationaler Ebene bei 12,5 Prozent - mit Spielraum nach oben.

Der oft mit bedruckten T-Shirts auftretende Lega-Chef gefällt sich in der Rolle des Enfant terrible. Den Euro bezeichnet er als "Verbrechen gegen die Menschheit", Immigranten würde er am liebsten auf dem Meer in ihren Booten sitzen lassen. Besonders gerne geht er in die Barackenlager der Roma - um ihnen an den Kopf zu werfen, dass man ihre Behausungen mit Baggern dem Erdboden gleichmachen müsste.

Vorbild Front National

Salvini, Sprössling aus einem gutbürgerlichen Mailänder Elternhaus, will die Lega Nord nach dem Vorbild des französischen Front National in eine nationale Rechtsaußenpartei umbauen. "Padanien" war gestern - künftig will Salvini auch im Mezzogiorno - im Süden - punkten, den die Lega Nord bisher als unterentwickelt, parasitär und mafiös verspottet hat.

Der Wahlsieger vom Sonntag hat nur ein Problem: Mit seinen extremen Positionen wird er im moderaten Italien niemals auf mehr als 25 Prozent der Stimmen kommen. Bei Parlamentswahlen wäre er vielleicht der beste Kandidat, um mindestens Platz zwei und damit die Stichwahl zu erreichen. In der Stichwahl selber aber wäre er geradezu eine politische Lebensversicherung für den anderen Matteo: den fast gleichaltrigen Sozialdemokraten und Premier Matteo Renzi. (Dominik Straub aus Rom, 1.6.2015)