Wien – Im Team Stronach geht es nach der Wahlniederlage in der Steiermark wieder rund. Der Nationalratsabgeordnete Georg Vetter übt heftige Kritik an Frank Stronach und macht den Parteigründer persönlich für die Schlappe verantwortlich. "Die brüske Entfernung des Spitzenkandidaten knapp vor der Wahl und diese Geschichte mit den Unterstützungserklärungen musst Du Dir selbst und Deiner kleinen Prätorianergarde zuschreiben. Das können Dir die Wähler unmöglich verzeihen", schreibt Vetter in einem Gastkommentar auf dem Internetblog www.andreas-unterberger.at.

Er meint damit die hinterrücks erfolgte Absetzung des ursprünglichen Spitzenkandidaten Wolfgang Auer und das Antreten mittels Unterstützungserklärung einer wilden Abgeordneten. Vetter will von Stronach auch wissen: "Hast Du schon überlegt, ob Du Dein Ohr wirklich bei den Wählern hattest? War es klug von Dir, Dich mit lauter Ja-Sagern zu umgeben? War es fair von Dir, wie Du Deine Mitstreiter behandelt hast?"

Stronach: Vetter soll Platz machen

Frank Stronach reagierte per Aussendung und legte Vetter den Rücktritt nahe. "Wenn Herr Vetter glaubt, seine Tätigkeit als Abgeordneter des Nationalratsklubs der Partei 'Team Stronach für Österreich' könnte seine Reputation gefährden, dann ist er eingeladen, sein Nationalratsmandat sofort zurückzulegen und Platz für neue, tatkräftige, fleißige und konstruktive Kräfte machen."

Offenbar gehe es Vetter beim Mandat darum, sein eigenes im Vergleich zu gut verdienenden Rechtsanwälten eher bescheidenes Einkommen aufzufetten, als Politik auf der Basis des Parteiprogramms des Team Stronach zu leisten, heißt es in der Aussendung weiter.

Vetter weist die Kritik zurück und lehnt die Zurücklegung seines Mandats ab. "Ich bin nicht in die Politik gegangen, um sie auf den ersten Zuruf hin wieder zu verlassen", sagte Vetter auf Nachfrage. Mit einem Ausschluss aus dem Parlamentsklub rechnet Vetter nicht. Vielmehr hofft er, dass er mit seinem Anliegen Gehör findet, dass sich der Klub von der Partei löst.

Kritik an Parteifinanzierung

Vetter ging in seiner Kritik noch weiter. Auch die Darlehenskonstruktion Stronachs für seine Partei hält er "für alles andere als in Ordnung", und er übt auch hier massive Kritik: "Im Wahlkampf hast Du behauptet, dass die gesamte Finanzierung aus privaten Mitteln erfolgt. Danach hat man erfahren, dass es diverse Darlehensverträge gibt und die Rückzahlung über die Parteienförderung – also Steuergeld – an Dich erfolgen soll. Das widerspricht Deinen berühmten Werten."

Vetter plädiert für eine Trennung der Partei von ihrem Gründer. "Es wird nun an den Mitgliedern des Nationalratsklubs liegen, das Beste daraus zu machen. Von der Partei als solcher können wir nichts erwarten und müssen uns lösen. Damit sage ich nichts Neues." Nach Ansicht des Nationalratsabgeordneten geht es "einfach nicht", dass Stronach mit seinem Verhalten nicht nur seine, "sondern auch unsere Reputation immer wieder beschädigt".

Nach seinem Verhältnis zu Stronach gefragt, bekennt Vetter in entwaffnender Offenheit: "Wir beide sind uns nie nahe gekommen und ich war bekanntlich nie Mitglied Deiner Partei. Du wolltest im Nationalratswahlkampf meinen Namen, ich einen politischen Einstieg ohne Ochsentour. Mir erschien dies fair für beide und wir haben einander nichts vorzuwerfen." Zum Abschluss äußert Vetter die Hoffnung, dass Stronach "einen interessanten Lebensabend" verbringt – "außerhalb der Politik". (APA/red, 1.6.2015)