Berlin - Scharfe Kritik an ARD und ZDF übt der frühere Vorsitzende der Monopolkommission Justus Haucap im Interview mit dem "Spiegel": "Wir haben den teuersten öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Welt", sagt Haucap. "Dänemark, Schweden, Frankreich, Großbritannien – überall dort gibt es doch auch eine funktionierende Demokratie, und der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist erheblich kleiner. Politische Information oder Kulturangebote sind bloß Krümel im Kostenblock der Sender. Warum brauchen wir Seifenopern für die Demokratie? Das ist eine billige Konstruktion."

Haucap ist Verfasser eines Gutachtens des Prometheus-Instituts und nennt als Vorbild Neuseeland. Gebührenzahler würden nur 69 Millionen Euro pro Jahr für ihren öffentlich-rechtlichen Rundfunks zahlen. In Deutschland erhalten die Sender von ARD und ZDF siebeneinhalb Milliarden Euro Gebührengeld. 600 Millionen Euro kommen in Österreich über ORF-Gebühren herein.

Die Argumentation der Sender, mit populären Angeboten mehr Zuschauer für politische Informationen zu gewinnen, hält Haucap für eine Farce. "Zuerst schauen die Menschen Helene Fischer und dann 'Monitor'"?", sagt Haucap.

Das sei "Gerede aus der analogen Welt", sagt Haucap: "Im Zeitalter des Internets gilt das nicht mehr. Es wird entbündelt – Sport konsumiert man hier, Politiknachrichten dort." Haucap weiter: "Die Legitimation ist weg, aber ARD und ZDF ziehen sich nicht zurück. Eher dehnen sie sich aus, um die Stellung zu behalten. Das ist so, als würde die Bundeswehr sagen, der Kalte Krieg ist vorbei, lass uns aufrüsten." (red, 1.6.2015)