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"Schöpfungsmuseen", von denen es in Nordamerika immer mehr gibt, bieten ihren Besuchern erstaunliche Anblicke - etwa ein trautes Nebeneinander von theropoden Dinosauriern und Frühmenschen.

Foto: REUTERS/Creation Museum

Findet ein Kreationist ein Fossil ... was beginnt wie ein Witz, ist ein Beispiel für die Ironie des Lebens. Und zugleich dafür, wie Menschen eigentlich Unvereinbares doch unter einen Hut bringen können.

Ein Mann mit interessanten Facetten

Im konkreten Fall geht es um den Kanadier Edgar Nernberg. Der ist einerseits bekennender Unterstützer des fundamentalchristlichen "Big Valley Creation Science Museum" in Alberta: Einer von mittlerweile einer ganzen Reihe ähnlicher Institutionen in Nordamerika, die ihren Besuchern bizarren Unfug zur Erdgeschichte als vermeintliche Fakten präsentieren - etwa ein zeitgleiches Zusammenleben von Menschen und Nicht-Vogel-Dinosauriern - und dies auch in Dioramen wie aus einem Fantasyfilm darstellen.

Auf der anderen Seite hegt Nernberg aber auch eine ausgeprägte Liebe zu Fossilien. Und als er vor Kurzem bei Grabungsarbeiten auf Überreste fossiler Fische stieß, ging diese Liebe weit genug, um Paläontologen herbeizurufen, damit diese die Funde untersuchen können.

Lauter Gewinner

Erste Analysen ergaben, dass die Fossilien aus dem Paläozän stammen, der evolutionär besonders interessanten Ära unmittelbar nach dem Massenaussterbeereignis am Ende der Kreidezeit. Mit einem Alter von 60 Millionen Jahren sind die Fische somit etwa 10.000 Mal so alt, wie die Welt laut wörtlicher Auslegung des christlichen Schöpfungsmythos sein dürfte. Für Nernberg stellt das aber kein Problem dar - schließlich würden Fossilien "keinen Datumsstempel tragen". Er interpretiere die Funde einfach anders.

Die Fossilien gehen an die Universität Calgary bzw. an ein staatliches Museum. Wo man übrigens sehr froh über Nernbergs Fossilienfaible ist, weil jemand anderes den Wert der "Steine" womöglich gar nicht erkannt und sie weggeworfen hätte. Nernberg selbst möchte einen Gipsabdruck behalten, den er im "Creation Museum" ausstellen will. Und erstaunlicherweise sind so am Ende alle zufrieden.

--> The Washington Post: "Whoops! A creationist museum supporter stumbled upon a major fossil find"

--> BBC: "Alberta 'creationist' finds 60m-year-old fish fossils"

(jdo, 29.5. 2015)