Wien - Grundsätzliche Zustimmung zu einer Aufrechterhaltung bzw. Ausweitung der Zugangsbeschränkungen kommt von der Universitätenkonferenz (uniko): "Alle Unis halten Zugangsregelungen für nötig - in welchem Ausmaß und in welchen Fächern ist aber je nach Standort unterschiedlich", so uniko-Präsident Heinrich Schmidinger.

Kapazitäten

Gleichzeitig müsse man aber die Platzbeschränkungen künftig an den Kapazitäten der Universitäten orientieren, betonte Schmidinger. "Wenn dies dann auch noch mit einer echten Studienplatzfinanzierung einherginge, wäre das System stimmig und praktikabel." Derzeit würden als Platzzahl dagegen die durchschnittliche Studentenzahlen der letzten drei Jahre herangezogen - unabhängig von den tatsächlichen Platz- bzw. Ausstattungsverhältnissen.

Grundsätzlich hätten sich die Zugangsbeschränkungen bewährt, meinte der uniko-Präsident: Mit den (von der nunmehrigen Evaluierung allerdings nicht erfassten) Regelungen in Psychologie und Publizistik seien die Überlastungsprobleme an seiner eigenen Universität, der Uni Salzburg, wieder auf ein "bewältigbares Maß" reduziert worden.

Neue Beschränkungen

Die von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ins Spiel gebrachten neuen Beschränkungen in Fächern wie Chemie und Jus würden die Unis sehr unterschiedlich sehen: In Salzburg habe man etwa kein Chemie-Studium, in den Rechtswissenschaften sehe er dafür momentan keine Notwendigkeit: "Das kann aber an anderen Unis anders ausschauen", so Schmidinger. Die Unis müssten die Beschränkungen ja auch nicht nutzen, sollten im Bedarfsfall aber die Möglichkeit dazu haben.

Die Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) will Schmidinger einer laufenden Evaluierung unterziehen.

Studentenvertreter sind empört

"Empört" zeigte sich dagegen die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH): Eine soziale Selektion bei den Studenten zeichne sich nur deshalb nicht ab, weil aufgrund der zu geringen Teilnehmerzahlen noch keine Aufnahmeprüfung durchgezogen worden sei, hieß es in einer Aussendung. Bei Fächern wie Medizin, Psychologie und Veterinärmedizin zeichne sich dagegen ein "historischer Tiefpunkt bei der sozialen Durchmischung ab".

"Es ist zu erwarten, dass dies auch bei den neu zugangsbeschränkten Fächern eintreten wird, sobald tatsächlich Tests stattfinden", so die ÖH. Eine Verlängerung oder sogar eine Ausweitung auf die Studienfächer Chemie und Rechtswissenschaften lehne man daher vehement ab.

SPÖ dagegen

Gegen ein "reflexartiges Einführen neuer Zugangsbeschränkungen" an den Universitäten spricht sich SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl aus.

Anders als die jüngste Evaluierung würden andere Studien bzw. Daten sehr wohl zeigen, dass Zugangsbeschränkungen zu einer Verschlechterung der sozialen Durchmischung der Studierenden führen. Besonders deutlich belege das die Medizin, so Kuntzl: "Dort hat sich der Anteil an Studierenden aus AkademikerInnenfamilien deutlich erhöht und ist von rund 40 Prozent vor der Zugangsbeschränkung auf über 50 Prozent gestiegen." Zudem sei der Frauenanteil seit Einführung der Aufnahmetests drastisch gesunken.

"Anstatt den Zugang zu beschränken, Studierende von ihrem Wunsch-Studium abzuhalten und sie mit Eingangsphasen zu schikanieren muss es Ziel sein, die Orientierung und Studienwahl zu verbessern", meinte auch die Grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer in einer Aussendung. "In die verkehrte Richtung" geht Mitterlehners Vorstoß auch für FPÖ-Wissenschaftssprecher Andreas Karlsböck.

Zustimmung von Neos

Neos hingegen unterstützen den Wissenschaftsminister: "Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Studienplätze ist in einigen Studienfeldern einfach begrenzt. Wenn wir uns zu einer hohen Qualität der Lehre bekennen, müssen wir konsequenterweise auch hier ansetzen", erklärte Neos-Wissenschaftssprecher Nikolaus Scherak. (APA, 28.5.2015)