Hanoi/Bangkok/Wien - Eine Fledermaus mit langen Fangzähnen, ein dorniger Frosch, der seine Farbe je nach Tages- oder Nachtzeit wechselt, und eine Wespe, die ihre Opfer mit einem Nervengift lähmt und bei lebendigem Leib aussaugt: Das sind nur einige der 139 neu registrierten Spezies, die 2014 im südostasiatischen Mekonggebiet entdeckt wurden. Die Umweltorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) hat sie nun in einem aktuellen Bericht aufgelistet.

Auch das zweitlängste Insekt der Welt, eine Gespenstschrecke mit mehr als einem halben Meter Länge sowie einige Orchideenarten sind unter den Neuzugängen. Das Mekonggebiet erstreckt sich über Thailand, Kambodscha, Myanmar, Vietnam, Laos und Chinas südwestliche Provinz Yunnan. Der Studie zufolge ist es ein wahrer Schatz an Biodiversität: Zwischen 1997 und 2004 wurden dort durchschnittlich drei neue Arten pro Woche entdeckt. Viele davon schafften es leider gleich noch auf eine zweite Liste: auf die der bedrohten Arten.

Die Fledermausart Hypsugo dolichodon aus der Familie der Glattnasen fällt vor allem durch ihre Beißwerkzeuge auf. Obwohl sie bereits mehrmals in Laos gesichtet wurde, konnte ihr exakter Lebensraum noch nicht identifiziert werden.

Foto: Judith L. Eger

Der Frosch Gracixalus lumarius präsentiert sich in einer besonderen Kombination aus Rosa und Gelb - zumindest in der Nacht. Tagsüber verblasst sein gelber Rücken zu einem stumpfen Braunton. Warum und wie genau der Frosch die Farbe ändert, ist bisher nicht bekannt. Er wurde in Vietnam entdeckt.

Foto: Jodi Rowley

Die in Thailand beheimatete Wespenart Ampulex dementor verdankt ihren Namen ihrem eher außergewöhnlichen Jagdverhalten: Sie lähmt ihre Beute - vorwiegend Schaben - mit einem Gift, dass alle neuronalen Funktionen ausschaltet, die Muskelfunktionen aber aufrecht erhält. Wie Zombies laufen die Schaben dann direkt in das Nest der Wespe, wo sie lebendig ausgesaugt werden. Benannt sind sie nach den Seelen-aussaugenden Dementoren aus den Harry-Potter-Romanen.

Die Gespenstschrecke Phryganistria heusii yentuensis vermochte sich trotz ihrer Größe lange vor dem menschlichen Auge zu verstecken. Im Vorjahr wurde sie schließlich in Vietnam entdeckt. Mit 54 Zentimetern ist sie das zweitlängste Insekt der Welt - knapp hinter Phobaeticus chani, ebenfalls einer Gespenstschrecke, deren Weibchen es auf bis zu 57 Zentimeter bringen.

Die Amphibienart Tylototriton shanorum aus der Gattung der Krokodilmolche wäre wohl besser unentdeckt geblieben: Sie ist bereits ein Jahr nach ihrer Entdeckung durch die immense Nachfrage auf internationalen Amphibienmärkten bedroht. (red, 28.5.2015)

Auszug der Studie
Magical Mekong: New Species Discoveries 2014 (PDF)